Der Tagesspiegel Berlin meint zum Tod von Bernd Eichinger
Archivmeldung vom 27.01.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Verlust der Think-big-Ausnahmeerscheinung namens Bernd Eichinger mag heute von enormer psychologischer Wucht sein. Morgen und übermorgen aber dürfte er auch ökonomische Folgen haben. Es gibt in Deutschland niemanden, der wie Eichinger mit nahezu manischer Energie massenkompatible Kinostoffe mit Top-Schauspielern und viel Geld zusammenbringt, und das Ergebnis sieht dann nach Hollywood aus statt, mit Verlaub, nach Hannoversch-Münden.
Am ehesten noch hätte Til Schweiger, auch er ein Verfechter des Bigger-thanFördertopf-Denkens, mit seinen Publikumsfilmen die Chuzpe dazu. Aber für den Aufstieg in die Eichinger-Liga agiert er einstweilen zu selbstverliebt. So entwickelt dieser plötzliche Tod in Hollywood Symbolkraft nicht nur für eine Biografie, die Hollywood zum Maßstab nahm und in durchaus respektablem Maß zu erobern begann. Sondern darüber hinaus für eine deutsche Filmindustrie, deren größte Erfolge und fetteste heimische Marktanteile stets mit dem Namen Eichinger verbunden waren. Tycoons alter Schule mögen selten geworden sein in der Traumfabrik. Das Subventionsparadies Deutschland hatte wenigstens einen.
Quelle: Der Tagesspiegel