Neue OZ: Niederlage droht
Archivmeldung vom 26.01.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn Afghanistan haben alle verloren, die Briten im 19., die Russen im 20. Jahrhundert. Und derzeit deutet vieles darauf hin, dass USA, UNO und EU den zermürbenden Guerillakrieg mit Taliban und Kaida nicht gewinnen werden. Auf der Londoner Konferenz soll zwar eine "neue Strategie" beschlossen werden, wie Kanzlerin Merkel erklärt. Doch das machen die NATO-Staaten seit Ende 2001 fast jährlich.
Stets wurde eine "Kehrtwende" beschworen. Und noch öfter von Berlin mehr Polizeiausbilder versprochen. Selbst der neue Außenminister Westerwelle scheut sich nicht, den Verbündeten im fast gleichen Wortlaut seiner Amtsvorgänger abermals ein paar mehr Polizeitrainer anzubieten. Gehalten hat Deutschland sein Versprechen de facto jedoch nie. So wie Italien beim Entwickeln einer Justiz, Großbritannien bei der Drogenbekämpfung und die UNO beim zivilen Aufbau versagten, so sträflich wurde die Aufgabe Afghanistan insgesamt unterschätzt. Die Taliban sind so stark, weil die westlichen Regierungen erschreckend schwach sind.
Die Selbsttäuschung vom schnellen Krieg und billigen Frieden hat zumindest Washington erkannt. US-Präsident Obama stockt nun massiv auf, bei Kampftruppen, Zahl der Ausbilder und Hilfsgeldern. Im Prinzip richtig. Nur: Die Zeit droht zum Verbündeten der Taliban zu werden. Denn nicht allein in Deutschland, auch in anderen NATO-Ländern stehen die Signale auf Rückzug.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung