Neues Deutschland: Bundesrepublik finanziert Teilchenbeschleuniger mit
Archivmeldung vom 11.09.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSei nicht so neugierig! wird Kindern oft gesagt, wenn sie mal wieder Sachen fragen, auf die die Erwachsenen keine Antwort haben.
Offenbar ist diese Erziehung recht erfolgreich, wenn man den bescheidenen Anteil von Studienanfängern in klassischen Neugierfächern wie Physik oder Chemie in Deutschland sieht. Da ist es umso erstaunlicher, dass die Bundesrepublik mit einem Fünftel der Kosten an einem Forschungsgerät wie dem Teilchenbeschleuniger LHC in Genf der größte Geldgeber des gerade gestarteten Vier-Milliarden-Euro-Geräts ist. Und noch erstaunlicher ist, wenn ein Staatssekretär im Forschungsministerium, das sonst so heftig die fehlende Anwendungsorientierung beklagt, die Berechtigung reiner Grundlagenforschung hervorhebt.
Dass auch bei so schwer begreiflichen Forschungsthemen wie der Suche nach dem mysteriösen Higgs-Teilchen oder den erhofften Belegen für sogenannte Supersymmetrien in der Teilchenwelt durchaus nicht wenige höchst praktische Dinge als Abfallprodukt anfallen, zeigt gerade auch die Geschichte des Europäischen Kernforschungszentrums CERN. Von den Fortschritten bei supraleitenden Magneten und der Detektortechnik profitierte auch die Medizintechnik. Und das World Wide Web wurde dort ebenso konzipiert wie aktuell das sogenannte Grid, ein globales Netzwerk für Hochleistungsrechner, das auch für Medikamentenforschung, Astronomie oder technische Simulationen nützlich zu werden verspricht.
Quelle; Neues Deutschland