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Neues Deutschland: zum politischen Aschermittwoch

Archivmeldung vom 10.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Warum bekommt der Politische Aschermittwoch eigentlich so viel Aufmerksamkeit? Das Ritual stammt aus Bayern, hat mit Karneval zu tun und mit der Bonner Republik, in der es Jecken zur Leitkultur bringen konnten. Drei Gründe, um Nicht-Jecken dagegen einzunehmen. Noch dazu ist das Ganze strunzlangweilig. Neues wird jedenfalls nicht erzählt.

Statt dessen dürfen wir Politikern dabei zusehen, wie sie sich einmal im Jahr wie »offene Hose« benehmen, um im Jargon zu bleiben. Das mag die eigenen Reihen schließen, aber zu vermelden ist eben nur: Wer hat am derbsten und lautesten auf den politischen Gegner eingeschlagen? Mit Politik hat das nichts zu tun. Oder vielleicht doch: Mit schlechter. Politiker geben sich volkstümlich, wo sie längst weit weg sind. Je weniger es tatsächlich um etwas geht, umso mehr verkommt Politik zur Show. Eigentlich müsste man diesen populistischen Höhepunkt des Jahres streichen. Oder ihn wie alle Dinge ohne Neuigkeitswert behandeln und ignorieren. Doch die Medien lieben diesen Tag der markigen Sprüche. Ein argumentfreies »Blödsinn« schaffte es schon immer leichter in die Schlagzeilen als fundierte Sachkritik. So berichten sie, wo es nichts zu berichten gibt. Fast alle machen mit. Nicht mitzuziehen ist entsprechend schwer, zumal Prominenz am Start ist. Und das Polittheater dreht sich munter weiter.

Quelle: Neues Deutschland

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