Westfalenpost: Im Wellness-Tempel Israels Ministerpräsident zu Besuch
Archivmeldung vom 13.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWer das bisherige Wirken Ehud Olmerts im Amt des israelischen Ministerpräsidenten Revue passieren lässt, wird den Mann nicht für einen Erfolgsmenschen halten. Eher schon für einen politischen Pechvogel, restlos überfordert. Insofern ist der Lapsus, der ihm jetzt wieder unterlaufen ist, ausgerechnet im deutschen Fernsehen, nicht überraschend, allenfalls bemerkenswert.
Indem sich Olmert eine Andeutung über eine israelische Atombombe hat
entfallen lassen, für die man in Israel selbst ins Gefängnis kommen
kann, hat er der heimischen Opposition einmal mehr einen Anlass zum
Feixen geliefert: Der kann es nicht.
Da traf es sich eigentlich gut, dass Olmert, während zu Hause die
Messer gewetzt wurden, im Berliner Kanzleramt weilte, dem politischen
Wellness-Tempel für israelische Regierungschefs. Nirgendwo sonst in
Europa kann - aus den bekannten historischen Gründen - Israel auf
soviel loyales Verständnis rechnen. Wie sehr Olmert hier als ein
Besucher von herausgehobenem Rang geschätzt wird, ist schon daraus zu
ersehen, dass sich die Kanzlerin gleich zweimal Zeit für ihn nahm.
Politische Differenzen im Prinzip gibt es im übrigen keine,
allenfalls höflich formulierte Bedenken, etwa zum israelischen
Auftreten im Libanon. Über das Teheraner Mullah-Regime, seine
verabscheuenswerten antisemitischen Umtriebe ebenso wie seine
nuklearen Ambitionen, ist man ganz selbstverständlich einer Meinung.
Über den Wunsch nach Frieden im Nahen Osten nicht minder. Gemeinsam
ist freilich auch die tiefe Ratlosigkeit beim Blick auf die Konflikte
und das Gefahrenpotential in der Region. Nichts Neues also.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost