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Börsen-Zeitung: Finanzkonzerne im Visier

Archivmeldung vom 29.12.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.12.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Bestrebungen innerhalb des US-Kongresses, die sehr weitgehende Liberalisierung der amerikanischen Bankengesetzgebung der vergangenen zehn Jahre zurückzudrehen, haben jetzt an Intensität deutlich zugenommen. Mit dem prominenten Republikaner John McCain und der Demokratin Maria Cantwell haben zwei politische Schwergewichte im Senat einen Gesetzentwurf eingereicht, mit dessen Verabschiedung wesentliche Teile des vor zehn Jahren abgeschafften Glass-Steagall Act wieder in Kraft treten würden.

Dieses Gesetz aus den dreißiger Jahren hatte für viele Jahrzehnte ein Trennbankensystem etabliert, also festgelegt, dass Banken entweder im Commercial Banking oder im Investment Banking tätig sein dürfen - nicht jedoch in beiden Bereichen.

Der die Parteigrenzen überwindende Vorstoß ist zu begrüßen. Verursacht worden ist die Finanzkrise nämlich im Kern durch eine unselige Verquickung von Aktivitäten der Main Street mit denen der Wall Street: Die von Retail-Bankern generierten Subprime-Hypotheken sind von Investmentbankern gebündelt und als Wertpapiere in alle Welt verkauft worden. Eine Trennung dieser beiden Aktivitäten hätte die Volumina der an Kunden mit zweifelhafter Finanzkraft verkauften Immobilienfinanzierungen stark beschränkt, weil es den Banken erheblich schwerer gefallen wäre, sich der Risiken über den Kapitalmarkt zu entledigen.

Darüber hinaus wäre die Wiedereinführung einer Glass-Steagall-Gesetzgebung ein erster Schritt, um die zu immenser Größe angewachsenen US-Finanzkonzerne auf vernünftige Dimensionen zurückzuführen und so die systemischen Risiken zu begrenzen. An dieses heikle Thema hat sich die US-Regierung in ihren Reformbemühungen bislang noch nicht herangewagt.

Allerdings wäre es überzogen, sich von einer Glass-Steagall-Neuauflage die Lösung aller Probleme zu versprechen. Beispiele wie AIG, Lehman Brothers und Bear Stearns zeigen, dass sich auch allein am Kapitalmarkt genügend Unheil anrichten lässt, um die Allgemeinheit zu teuren Rettungsaktionen zu zwingen. Hinzutreten müssen schärfere Kapitalunterlegungspflichten und weitere Maßnahmen.

Ein tiefgreifender Kurswechsel in der US-Bankenregulierung, wie er sich nun ankündigt, ist übrigens nicht nur für die USA von Bedeutung. Er könnte auch in Europa die Reformbemühungen beschleunigen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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