Zur alljährlichen Verwirrung um den Kabeljau
Archivmeldung vom 23.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKurz vor Weihnachten tritt alljährlich in Brüssel der Fischereirat zusammen, um die Fischereiregelungen für das folgende Jahr festzulegen. Das Ergebnis kann nur ein Kompromiss sein zwischen den Interessen der Fischer, der Verbraucher, der Umweltschützer und der Wissenschaftler.
Leider sind gut begründete Schonmaßnahmen des Europäischen Fischereirates und
der Europäischen Kommission für eine Reihe von Fischbeständen, insbesondere für
den weit verbreiteten Kabeljau, die Scholle und Seezunge seit Jahren
wirkungslos. Es nehmen nicht die genannten Fischbestände zu, sondern nur die
Polemik der unzähligen Interessenvertreter. Neben den wertvollen Fischbeständen
bleiben auch verunsicherte Verbraucher und frustrierte Fischer auf der Strecke.
Denn wer soll sich noch zwischen den konträren "Forderungen" und
"Horrorszenarien" von Politikern, Wissenschaftlern, Umweltschutz- und
Fischereiverbänden zurechtfinden?
Zur Klärung dieser Verwirrung hier
einige Fakten von der Bundesforschungsanstalt für Fischerei:
- Es gibt in
den europäischen Seegebieten noch mindestens 300.000 Tonnen Kabeljau, 250.000
Tonnen Schollen und 60.000 Tonnen Seezungen. Weder Kabeljau, Scholle noch
Seezunge sind deshalb vom Aussterben bedroht.
- Die Fischereien von
Kabeljau, Scholle und Seezunge sind nicht nachhaltig. Bestandserholungen sind
deshalb unwahrscheinlich. Die Reduktion der speziellen Fischereien um etwa 50
Prozent würde mittelfristig Bestandserholungen bei gleichen oder höheren
Erträgen sichern.
Der für 2007 vom Europäischen Fischereirat beschlossene Kompromiss von 7 bis 10 Prozent Reduktion in den speziellen Fischereien ist seit 2005 der zweite zögerliche Schritt in die richtige Richtung mit dem Ziel der nachhaltigen Nutzung, wie sie von der UNO vorgegeben ist. Je mehr sich alle für eine nachhaltige Bewirtschaftung einsetzen, desto eher können wir und unsere Kinder morgen wieder mehr Kabeljau, Scholle und Seezunge essen.
Quelle: Dr. Michael Welling - Senat der Bundesforschungsanstalten im Geschäftsbereich des BMELV