Lausitzer Rundschau: Zum Anti-Doping-Gesetz: Scheinheilig
Archivmeldung vom 04.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDas Normale ist schon lang' nicht mehr genug. Es reicht nicht aus, wenn ein 100-Meter-Läufer einen Olympiasieg nach Hause bringt. Er muss unter zehn Sekunden liegen. Schneller, höher, weiter - das ist die Devise. Ob in der Leichtathletik, beim Skispringen oder beim Radsport.
Funktionäre, Medien und Politiker überschlagen sich derzeit in ihren
Forderungen nach einem Anti-Doping-Gesetz. Das ist scheinheilig, denn
es sind genau diese Stellen, die jahrelang die Augen vor dem
Offensichtlichen verschlossen haben. Die ihre Hände in Unschuld
waschen und angeblich nichts gewusst haben wollen: Nicht die
Fernsehanstalten, die einzelne Sportler hochstilisieren, die Idole
schaffen und sie gleichermaßen wieder fallen lassen, wenn die
gewohnten Erfolge ausbleiben. Nicht die Sponsoren, die immer höhere
Leistungen mit immer höher dotierten Werbeverträgen belohnen, nicht
die Trainer und Betreuer, die sich im Glanz der Erfolge ihrer
Schützlinge sonnen.
Wenn ein Sportler diesem Druck nicht mehr standhält und zu verbotenen
Mitteln greift, um die Erwartungen zu erfüllen, ist der Aufschrei
groß. Das einstige Idol wird als Täter verdammt und wird von Kollegen
und Öffentlichkeit gemieden.
Ja, wir brauchen ein Anti-Doping-Gesetz. Wir brauchen einheitliche
Regelungen, denn wer dopt, betrügt. Und es muss eine Möglichkeit
geben, dagegen vorzugehen.
Aber blinder Aktionismus, wie er nach den jüngsten Skandalen um Floyd
Landis und den Vorwürfen gegen Jan Ullrich wieder um sich greift, ist
der falsche Weg. Es gilt einen Konsens zu finden, der international
Bestand hat, der alle Profisportler mit einbezieht und nachhaltig vor
Doping abschreckt. Denn mehr wird ein Anti-Doping-Gesetz nicht
schaffen.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau