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Börsen-Zeitung: Ablenkung gesichert

Archivmeldung vom 09.08.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.08.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Er wünschte, dass er Tesla von der Börse nehmen könnte, sagte Elon Musk in einem Interview mit dem "Rolling Stone" im November. Als börsennotiertes Unternehmen sei der Elektroautobauer weniger effizient, klagte der Firmengründer und CEO. Ähnlich klingt es in der internen Mitteilung, in der Musk die Pläne für einen möglichen Buy-out des an der Börse 63 Mrd. Dollar schweren Konzerns begründet, die er wie aus heiterem Himmel über die sozialen Medien verkündete. Tesla sei ohne die "Ablenkungen", die eine Börsennotiz mit sich bringe, ein besseres Unternehmen.

Musk hatte seit dem IPO von Tesla im Jahr 2010 noch nie richtig Bock auf die Börse, obwohl die Investoren sich von Musk bis heute gerne das Blaue vom Himmel versprechen lassen. Der Visionär und Tausendsassa hat keinen Spaß an vierteljährlichen Telefonkonferenzen mit "öden" Fragen von "Holzköpfen", wie Musk Analysten erst vor drei Monaten abkanzelte. Er hasst die Zweifler, die auf einen sinkenden Kurs von Tesla setzen: "Alles Trottel, die wollen, dass wir sterben", erklärte er dazu einmal. Erschwerend kommt hinzu, dass Musk mit seinem Raketen-Venture SpaceX, das von Investoren zuletzt mit rund 25 Mrd. Dollar bewertet wurde, jeden Tag die Vorzüge eines privaten Unternehmens ausleben kann.

Musk hat keine Lust auf Börse, aber hat er auch die Investoren an der Hand, die er selbst dann für einen Buy-out braucht, wenn er seine Anteile behält? "Finanzierung gesichert", heißt es in dem Tweet, mit dem er die Investoren in Aufruhr versetzte. Seither blieb es nicht nur auf dem Twitter-Account von Musk verdächtig still. Der Board teilte am Mittwoch immerhin mit, dass der CEO bereits in der vergangenen Woche die Diskussion über einen Buy-out gestartet hatte, womit zumindest jene Marktbeobachter widerlegt sind, die Musk zutrauen, die Pläne spontan entwickelt und hinausposaunt zu haben. Die Pläne würden geprüft, erklärte er Board weiter, während es aus Bankenkreisen hieß, Tesla sei an der Wall Street mit niemandem über eine Finanzierung des bisher größten Buy-out aller Zeiten im Gespräch.

Wollte Musk nur sicherstellen, dass Shortseller mit Tesla einen rabenschwarzen Tag erleben? Schielt der CEO auf eine Wandelanleihe im Volumen von 900 Mill. Dollar, die im November fällig wird und jetzt "im Geld" ist? Und was sagt die Börsenaufsicht SEC dazu, dass Musk ohne Not eine Unterbrechung des Handels provoziert hat? Weitere "Ablenkung" ist Tesla sicher, erst recht wenn die Finanzierung eines Buy-out doch nicht gesichert sein sollte.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Paravicini

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