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Börsen-Zeitung: Übertriebene Fusionsfantasie

Archivmeldung vom 02.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 02.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Eingedenk der gerne kolportierten Behauptung, die Landesbank Berlin (LBB) sei im Kern doch eigentlich eine Sparkasse - gemessen an der Zahl von 2 Millionen Kunden sogar die allergrößte hierzulande -, weist das Institut ein "leicht" überdimensioniertes Exposure auf: jede Menge Griechenland, Italien, Spanien etc. Das sieht eher nach Investmentbank aus. In Wirklichkeit ist die LBB eben beides und noch viel mehr: Großkundenbank, Immobilienfinanzierer (BerlinHyp), Vermögensverwalter (LBB Invest) und zunehmend auch Dienstleister vieler anderer Sparkassen.

Also eine Universalbank. Dementsprechend machen die Finanz- und die Staatsschuldenkrise keinen Bogen um Berlin. Und deshalb ist jetzt schon fast ein Viertel des stolzen Kaufpreises von 5,5 Mrd. Euro verfrühstückt, den die Sparkassen 2007 für die LBB gezahlt hatten, nicht zuletzt um privaten Erwerbern zuvorzukommen und eine sparkassenfreie Zone Berlin zu verhindern. Eine Dividende gibt es auch nicht, doch die Refinanzierungskosten der Sparkassen für ihr Engagement laufen weiter - äußerst ärgerlich. Was tun? Die LBB gehört den Sparkassen bald komplett, die DekaBank haben sie schon voll übernommen - für Sparkassenpräsident Heinrich Haasis Anlass, über "strukturelle Anpassungen" nachzudenken. Derselbe Haasis hatte noch im März jegliche Synergien zwischen Deka und LBB bestritten; ein Zusammengehen ergebe schon gar keinen Sinn.

Lehrt nun die Not, doch zu fusionieren? Nachdem die Konsolidierung unter den Landesbanken angeblich fast immer an den Bundesländern als Miteigentümern gescheitert ist, könnten die Sparkassen hier endlich einmal zeigen, welche großen Würfe möglich sind, wenn sie allein das Sagen haben. Die Überschneidungen, die nun auch Haasis entdeckt hat, sind ja auf den ersten Blick evident. Sich Doppelstrukturen zu leisten ist aber schon in guten Zeiten Luxus und betriebswirtschaftlicher Unfug. Und in Krisenzeiten?

Doch bevor die Fusionsfantasie überschäumt: Es lohnt ein zweiter Blick. Wenn zweimal "Kapitalmarktgeschäft" draufsteht, muss nicht zweimal genau dasselbe drin sein. Das Gleiche gilt fürs Fondsgeschäft. So bedienen Deka und LBB Invest mit sehr unterschiedlichen Produkten sehr unterschiedliche Zielgruppen. Ja, Synergien lassen sich ganz gewiss heben; das wird Kapazitätsabbau bedeuten und auch Arbeitsplätze kosten. Aber falls schon jemand von einem flotten Zusammenschieben der beiden Sparkassen-Banken zu einer "Deka-LBB" träumen sollte: bitte aufwachen! Bis dahin wird noch viel Wasser den Main und die Spree runterfließen.

(Börsen-Zeitung, 2.12.2011)

Quelle: Börsen-Zeitung (ots)

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