Neue OZ: Vom Kaiser zum Kaiser's?
Archivmeldung vom 25.11.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWo Otto III. sich vor tausend Jahren mit kaiserlichem Glanz umgab, soll bald ein schnöder Supermarkt entstehen. Vielleicht, wer weiß, ja sogar ein Kaiser's. Auf den ersten Blick ist das ein herber Dämpfer. Auf den zweiten Blick hat der scheinbar so banale Selbstbedienungsladen im Zweifel eher mehr denn weniger Pracht zu bieten als die einstigen Herrenhöfe: Salz, Gewürze oder auch Bücher, das waren einmal unschätzbare Reichtümer. Der Supermarkt bietet auch winters exotische Früchte. Der arme Otto wusste noch nicht mal, wie eine Kartoffel aussieht. Die Muße des Kunden inmitten der Regale hatte in Ottos verdichteter Biografie wohl auch keinen Platz: König wurde er schon mit drei Jahren, mit 21 war er tot.
Der Supermarkt über dem Herrenhof, als Zufallsinstallation taugt er zumindest, um die Relativität von Privilegien zu illustrieren. Eins hat sich natürlich in tausend Jahren nicht geändert: Wo Überfluss herrscht, gibt es auch Unterlegene. Zu Ottos Zeiten waren das die ausgebeuteten Bauern vor Ort. Heute verteilt sich die Ungleichheit über den ganzen Globus. Auch das wäre im Kaiser's mal einen Gedanken wert.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)