WAZ: Gesetz des Krieges
Archivmeldung vom 13.01.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Würde des Menschen ist unantastbar. Mit dem ersten Artikel des Grundgesetzes und Werten wie Respekt, Nächstenliebe und Achtung des Anderen im Gepäck ziehen die Soldaten nach Afghanistan. Die Realität dort hat damit nicht das Geringste zu tun. Im Krieg werden diese Grundsätze zu blutleeren Hülsen. Was macht der Krieg aus Menschen?
Man muss nicht an Abu Ghraib erinnern, wo US-Soldaten irakische Gefangene misshandelten. An das Wikileaks-Video von US-Hubschrauberpiloten, die höhnisch jubeln, während sie auf Menschen feuern. Oder an Berichte wildgewordener Spezialeinheiten, die in Afghanistan gezielt Jagd auf Zivilisten machten. Solche Horrormeldungen dringen nur selten in die Heimat durch. Sie bezeichnen sicherlich nur die Spitze des Eisbergs. Es ist der rohe Alltag in den Kriegsgebieten, der den Soldaten immer wieder vor Augen führt, dass die Moral nicht zählt, wenn man überleben will. Dass sie auf dem Weg zum Sieg eher hinderlich ist. Hier gelten andere Gesetze. Das macht der Krieg aus Menschen. Wen kann es wundern, wenn viele heimgekehrte Soldaten daran verzweifeln und mit dem Leben nicht mehr zurechtkommen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (ots)