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Börsen-Zeitung: High Yield rentiert im Minus

Archivmeldung vom 27.07.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.07.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Kennen Sie das noch? Von High Yield (HY) oder Hochzins war einmal die Rede, wenn Anleiherendite und mithin Kuponzins 8, 9, 10 und manchmal sogar mehr als 10 Prozent betrugen. Da riet einem so manches Mal der Anlageberater von einem Kauf ab unter Verweis auf die Gefahren, die mit so einem Bond verbunden sein könnten.

Womöglich könnte man den Kuponzins gar nicht verdienen, weil der Emittent vorher die Grätsche macht und dann neben dem Zins auch noch das eingesetzte Nominal futsch ist. Das war einmal. Vor einigen Jahren - also vor dem Quantitative Easing (QE) der Notenbanken - sprach man von High Yield, wenn die Rendite bei 5 Prozent war. Das sackte aber auch alles unter dem Einfluss von QE, Crowding-out der Investoren in angrenzende Bondsegmente, in denen noch positive Renditen zu verdienen waren, sowie der seit Jahren zu beobachtenden Jagd nach Rendite immer mehr gen null.

Und heute? Was hat das für Spuren am Markt hinterlassen? High Yield ist heute 2 bis 3 Prozent Bond-Rendite, aber High Yield heißt auch: negative Bondrendite. Wer heute in Hochzinsanleihen Geld investiert, muss nicht mehr fürchten, dass sein Geld womöglich einmal weg ist. Nein, er weiß von vornherein, dass er Geld "verlieren" wird, d.h., dass er welches als eine Art Parkgebühr mitbringen muss. Denn die High Yielder im besseren Ratingbereich des Ramschniveaus, also auf der Stufe "BB", rentieren mit negativen Sätzen, werfen wie Bundesanleihen oder Bonds supranationaler Adressen ebenfalls Negativzinsen ab. Renditejagd, Null- und Negativzins der Notenbanken lassen grüßen.

Nun muss man zweifelsohne festhalten, dass dieser Prozess erst am Anfang steht. Die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) haben das weltweite HY-Universum untersucht. Vor dem Wochenende lagen zwölf High Yielder im negativen Renditebereich. Dazu gehörten etwa zwei Bonds von Fiat Chrysler (Rating "BB+"), die beide in diesem Jahr auslaufen und bei Renditen von -0,39 Prozent (Fälligkeit: September 2019) bzw. -0,32 Prozent (Oktober 2019) lagen. Aber auch andere klangvolle Namen wie Telecom Italia oder Nokia gehören dazu. Weitere High Yielder mit negativen Renditen kommen von Ziggo, Smurfit Kappa, Ball Corp, Internat. Game Tech oder Leonardo.

"Das Phänomen von High-Yield-Bonds mit negativer Rendite bis zur Endfälligkeit kann nur in einem Niedrig- bzw. Negativzinsumfeld auftreten. Hiervon sind derzeit aber nur wenige einzelne Bonds mit kurzer Restlaufzeit betroffen, deren Emittenten meist über eine Bonitätseinstufung am oberen Rand der Kategorie HY verfügen, also etwa mit der Note ,BB+'. Festzuhalten ist auch, dass sich die Spreads zumeist im positiven Bereich befinden", sagt Matthias Schell, Senior Credit Analyst bei der LBBW.

Der Markt ist durch QE und Renditejagd an den Punkt gekommen, dass nun auch die ersten besser benoteten High Yielder, die kurz vor der Grenze zu Investment Grade stehen, negative Renditen haben. Das kann durchaus noch andere Formen annehmen. Schell hat analysiert, dass derzeit 20 Prozent des internationalen Investment-Grade-Spektrums von Unternehmensanleihen im negativen Bereich liegen. In Anbetracht der Tatsache, dass sich die Märkte zu noch tieferen negativen Sätzen bewegen, lässt sich leicht erahnen, wie es hier weitergeht. "Berücksichtigt man nicht nur die Rendite bis zur Endfälligkeit der Bonds, sondern auch die Möglichkeit, dass viele HY-Bonds durch individuelle in der Bond-Dokumentation vereinbarte Call-Rechte - den sogenannten Make-Whole Call - vorzeitig vom Emittenten gekündigt werden können, dann findet sich sogar noch ein deutlich größeres Spektrum an HY-Bonds mit möglicher negativer Rendite", sagt Schell.

Laut dem Experten landen dann weltweit 107 Unternehmensbonds auf der Liste mit Negativrenditen, davon 68 in Euro denominierte Bonds und 28 im Dollar. In Europa ist das Phänomen besonders ausgeprägt, da die Renditen hier besonders niedrig sind. Durch die Call-Rechte tritt eine Konstellation ein, dass der Bond im Vergleich zum aktuellen Marktpreis zu geringeren Kursen vom Emittenten zurückgekauft wird. Da die Europäische Zentralbank in Aussicht gestellt hat, dass nun das nächste QE-Kapitel aufgeschlagen wird, wird High Yield noch weiter ins Minus rutschen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Kai Johannsen

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