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Schwäbische Zeitung: Der Mensch lässt sich auch gerne belügen

Archivmeldung vom 22.02.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.02.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Vergleichsportale für Strompreise sind bei Stiftung Warentest durchgefallen. Die Nachricht passt in eine Welt, die alles kontrollieren will und sich dabei selbst belügt.

Wer heute eine Tiefkühllasagne kauft, kann auf der Packung detailliert nachlesen, welche Zutaten das Gericht enthält - angeblich, kann die Auflistung doch eine Lüge sein. Wer heute welches Produkt auch immer kaufen will, kann sich an Qualitätssiegeln orientieren - von denen es mehr als 1000 gibt, mal mehr, mal weniger seriös. Wer heute den besten Stromanbieter sucht, kann sich auf die angeblich unabhängigen Vergleichsportalen verlassen - und ist verlassen. Ob Listen, Stempel, Siegel oder Portale; all diese Instrumente suggerieren eine Sicherheit, die sie nicht erfüllen können, sind sie doch selber von Menschen gemacht - und damit nicht frei von Fehlern. Der Mensch lässt sich aber auch gerne belügen.

Er sucht in einer unsicheren Welt nach totaler Sicherheit. Strebt unablässig nach der effizientesten Lösung, schaltet im Auto selbst dann das Navi ein, wenn die Strecke bekannt ist, sicher ist eben sicher. Dabei könnte es so leicht sein: Wer wissen will, was in seiner Lasagne steckt, macht sie am besten selber. Wer Strom sparen will, macht am besten unnötig brennendes Licht aus. Wer sich nicht immer und überall von der Technik bestimmen lassen will, fährt Auto auch mal nach Gefühl und Verstand. Das ist kein neuer Appell, aber aktueller denn je. Einer an die Einfachheit, an das Vertrauen in sich selbst und die eigene Urteilskraft, an das, was den Menschen und sein Leben auch ausmacht: die Unvollkommenheit.

Quelle: Schwäbische Zeitung (ots)

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