Rheinische Post: Der Wettskandal hat zwei Seiten
Archivmeldung vom 25.08.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Welle der Empörung, die sich jetzt gegen die Deutsche Bank entlädt, hat einen unangenehmen Beigeschmack. Denn allen Fragwürdigkeiten zum Trotz, mit denen das Institut in Sachen Zinswetten offenbar beraten und verkauft hat, muss man auch an die zweite Seite der Medaille erinnern: Es gab auch Kunden, die mit dem Zinspoker Gewinn gemacht haben. Wenn die Verlierer sich bei ihrem Roulette nicht verspekuliert, sondern gewonnen hätten - würden sie das Casino dann auch verklagen?
Es kann also nicht darum gehen, das Produkt zu verteufeln. Ein handfester Skandal steht trotzdem im Raum. Er besteht darin, dass die Kommunen sich niemals auf solch unkalkulierbare Geschäfte hätten einlassen dürfen. Schon die Möglichkeit, dabei Steuergelder in Millionenhöhe zu verzocken, hätte sie abhalten müssen. Auch die, die am Ende gewonnen haben. Ein zweiter Skandal läge vor, wenn sich die massiven Vorwürfe gegen die Beratung der Deutschen Bank bestätigen sollten. Wenn die Bank eine Beratung ausgerechnet ihren treuesten Kunden gegenüber nur vorgegaukelt hat, um die Situation dann für den Verkauf schlechter Geldanlagen zu missbrauchen, dann wäre das Ausmaß des Schadens gigantisch. Dann ginge es nicht nur um Schadenersatz. Dann hätte die Bank jede Glaubwürdigkeit verloren. Und damit ihre Geschäftsgrundlage.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post