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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Bildungspolitik

Archivmeldung vom 27.02.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.02.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

»Gute Lehrer gesucht.« Unter diesem Motto läuft das Wettrennen der Bundesländer um die qualifiziertesten Hochschulabsolventen. Wo, wie in Deutschland, Bodenschätze Mangelware sind, werden qualifizierte Arbeitskräfte zum wichtigsten »Rohstoff«.

Zur Sicherung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit, brauchen wir eine möglichst hohe Zahl gut ausgebildeter junger Menschen. Hierfür legt Schule, hierfür legen die Lehrer den Grundstein. Eine wichtige Aufgabe, die aus dem Beruf Berufung werden lässt. Zusätzlich machen vernünftige Verdienstmöglichkeiten und der Beamtenstatus den Job attraktiv. Doch warum sind die Abiturienten nicht in Scharen in die Lehramtsstudiengänge geströmt? Zuerst ist da die fatale Fehleinschätzung zu nennen, die bis weit in die 90-er Jahre hinein an den Unis die Runde machte. »Lehramt? Damit kriegst du nie einen Job«, mussten sich Interessenten sagen lassen. Die so entstandene Ausbildungslücke ist nur schwer zu schließen. Fehler in der Lehrerausbildung kommen hinzu. Das immer noch stärker am Wissenschaftsbetrieb als an pädagogischer Kompetenz orientierte Studium schreckt manch hoffnungsvollen Kandidaten ab und beschert anderen den Praxisschock: Wer Mathematik und Physik liebt, der kann den Auftritt vor einer Schulklasse trotzdem fürchten. Umso wichtiger, dass NRW-Schulministerin Barbara Sommer (CDU) aus Bielefeld eine längst überfällige Kurskorrektur veranlasst hat und die Lehramtsanwärter nun sehr viel früher in die Schulen schickt. In ihrem Arbeitsalltag erleben leistungsbereite Lehrer später dann immer noch zu oft, dass doch nach Dienstjahren und nicht nach Befähigung befördert wird. Neben Leistungsanreizen fehlt es auch an Leistungskontrolle. Was hinter der Klassentür passiert, bestimmt jeder Lehrer weitgehend für sich. Die Gefahr des Machtmissbrauchs ist da. Das Abhängigkeitsverhältnis, in dem sich Schüler und Eltern befinden, tut sein Übriges. Die seltenen Besuche der »Schulinspektoren« haben daran nichts ändern können. So bleibt es bei dem Missstand, dass Lehrer Kontrolle durch ihre Vorgesetzten weit weniger fürchten müssen als Internetportale wie spickmich.de, in denen regelrechte Verleumdungskampagnen keine Seltenheit sind. Schließlich trägt unsere Gesellschaft großen Anteil daran, dass der Lehrerberuf deutlich an Attraktivität eingebüßt hat. Als Gerhard Schröder die Pädagogen pauschal als »faule Säcke« diffamierte, haben viele geklatscht. Das Zerrbild vom überbezahlten Beamten mit unkündbarem Halbtagsjob und zwölf Wochen Jahresurlaub ist schon lange salonfähig. Vielleicht auch deshalb, weil jeder Schule erlebt hat, glaubt mancher, er könnte auch selbst unterrichten. In jedem Fall aber über »die Lehrer« richten. Dabei ist Schule längst zu einem Reparaturbetrieb für all das geworden, was Elternhäuser nicht mehr leisten können oder wollen. Ein Anspruch, dem Lehrer kaum gerecht werden können und der ihnen gegenüber nicht gerecht ist.

Quelle: Westfalen-Blatt

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