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Das WESTFALEN-BLATT zum Thema "Barack Obama - Katrina 2010 und andere Sorgen"

Archivmeldung vom 30.08.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 30.08.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Der fünfte Jahrestag von Hurrikan Katrina reißt alte Wunden auf. Der Naturkatastrophe folgte ein politisches, soziales und bürokratisches Desaster. Als New Orleans von Gewalt, Rechtlosigkeit, Chaos und Hilflosigkeit überflutet wurde, zeigte Amerika sein hässliches Gesicht. Die stolze Wirtschafts- und Militärmacht wirkte wochenlang wie gelähmt.

Nun wäre es unfair, die bisherige Aufbauarbeit zu verschweigen oder die finanziellen und menschlichen Anstrengungen zu schmälern, die bis heute geholfen haben. Das Touristenviertel blüht auf, viele Flüchtlinge sind zurück, Deiche wurden erneuert, und die Stadt hat 15 Milliarden Dollar Aufbauhilfe erhalten. Dennoch bleibt ein ganz bitterer Nachgeschmack: Der Rassismus, der versteckte Klassenkampf und politische Zynismus, der sich während der Katrina-Krise offenbarte, sorgt bis heute für scharfe innenpolitische Debatten. Amerikas Präsident hat es nicht leicht: Er will sich verstärkt für die Armen und Schwarzen einsetzen, doch seine Gesundheitsreform ist unbeliebt, die Konjunkturprogramme schaffen nur wenige Arbeitsplätze, und seine Reaktion auf die BP-Ölpest gilt als halbherzig. Obama trägt zwar an Katrina und der Ölpest keine Schuld, dennoch muss er die politischen Folgen dieser Desaster tragen. Das mag ungerecht und eine Ironie der Geschichte sein, ist aber im Kontext politischer Machtkämpfe konsequent. »Obamas Katrina« - so heißt inzwischen die Ölpest im Golf von Mexiko in Anspielung auf die politische Untätigkeit der Bush-Regierung nach dem Hurrikan. Obama habe zu spät, zu nachlässig und sprunghaft auf die Öl-Katastrophe reagiert. Obendrein warf ihm ein Kolumnist vor, das BP-Desaster nicht für eine schärfere Kurswende in der Energie- und Umweltpolitik genutzt zu haben: Die Ölpest sei nicht nur »Obamas Katrina«, sie sei ein umweltpolitischer 11. September, der Amerika wachrütteln und eine Art »Krieg« gegen Umweltverschmutzung und Erdölverschwendung auslösen müsse. Obamas Umfragewerte fallen. Schuld sind die hohe Arbeitslosigkeit, das geringe Wirtschaftswachstum, der Afghanistan-Krieg und auch die BP-Ölpest, die schlimme Erinnerungen an Katrina hervorruft. Selbst sein Versuch, die Touristen durch ein Bad im Golf von Mexiko anzulocken, wird in Washington beargwöhnt: Kritiker fürchten, die Regierung wolle die Schäden der BP-Katastrophe beschönigen, um die Wähler für die Zwischenwahl zu beruhigen. Obama sprach gestern zum fünften Jahrestag von Katrina in New Orleans. Im November stehen Wahlen vor der Tür, die Demokraten sind unter Druck, und Obama braucht Erfolge. Die Hurrikan-Katastrophe kann jedoch die Umfragewerte des Präsidenten nicht verbessern. Katrina ist und bleibt eine Schande.

Quelle: Westfalen-Blatt

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