Neues Deutschland: zum Terror in Afghanistan
Archivmeldung vom 21.10.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist ein äußerst düsteres Bild, das USA-Geheimdienste in ihrer jüngsten Studie von der Lage am Hindukusch zeichnen. Und jeden Tag kommt ein schreckliches Detail hinzu. Gestern war es der grausame Tod afghanischer Kinder und zweier Bundeswehrsoldaten, am Wochenende massakrierten Taliban über 30 Zivilisten, eine Entwicklungshelferin wurde in Kabul auf offener Straße erschossen.
Jedes Opfer, ob zivil oder in Uniform, ist eines zu viel. Afghanistan befinde sich in einer »Abwärtsspirale«, sagt der Geheimreport. Eine Situation, für die vor allem die USA und ihre Verbündeten Verantwortung tragen. Auch Deutschland, das sein militärisches Engagement weiter ausbauen will. Die Bundesregierung und die Mehrheit im Bundestag stimmten in der Vorwoche für eine absehbare Eskalation am Hindukusch. Denn mehr Soldaten haben bisher nur zur Ausweitung der Kämpfe, zu mehr Gewalt und Instabilität geführt. Statt einer weiteren Truppenaufstockung ist ein Rückzug der ausländischen Truppen dringlicher denn je. Afghanistan braucht die Konzentration auf zivile Konfliktlösungen, eine entwicklungspolitische Offensive, nachhaltige wirtschaftliche Hilfe im Kampf gegen die zunehmende Verelendung, Unterstützung beim Aufbau einer korruptionsfreien Verwaltung und fähiger eigener Sicherheitskräfte. Nur so wird der Weg frei für eine politische Lösung durch die afghanische Bevölkerung selbst. Denn es ist ihr Land, das am Abgrund steht.
Quelle: Neues Deutschland