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Börsen-Zeitung: Kalkuliertes Risiko

Archivmeldung vom 09.03.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.03.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Kommt Kabel Deutschland (KDG) tatsächlich an die Börse? Letzte Zweifel sind erlaubt. Unternehmen aus den Portfolios von Private Equity sind in den vergangenen Monaten mehr als einmal zum Eisbrecher in einem arg abgekühlten IPO-Klima stilisiert worden - nur um dann reihenweise stecken zu bleiben oder in letzter Minute den Besitzer zu wechseln.

Dennoch sieht es so aus, als wollte KDG-Mehrheitseigentümer Providence, der sich mit interessierten Käufern aus der eigenen Zunft (bisher) nicht auf eine Bewertung einigen konnte, an der Börse eine Wette wagen.

Nachdem andere Finanzinvestoren dem Vernehmen nach rund 5 Mrd. Euro für Deutschlands größten Kabelnetzbetreiber geboten hatten, ist es auf den ersten Blick überraschend, dass sich Providence an der Börse mit einer Anfangsbewertung von knapp 4,5 Mrd. Euro zufriedengeben will, wie das angestrebte Emissionsvolumen nahelegt. Zumal der angepeilte Erlös von rund 700 Mill. Euro dem Vernehmen nach noch nicht den Eigenkapitaleinsatz des Finanzinvestors für die Übernahme der Anteile seiner beiden ursprünglichen Co-Investoren bei KDG abdeckt.

Im Vergleich zu einem direkten Komplettverkauf geht Providence mit dem IPO deutlich stärker ins Risiko - eine Entscheidung, die für die Branche unüblich ist. Bei Lichte besehen sind allerdings die Chancen auch nicht zu verachten. Der nun gewählte Bewertungsrahmen läuft für das Geschäftsjahr 2010, das bei KDG am 31. März endet (!), auf einen Unternehmenswert in Höhe des geschätzten 6,8-Fachen des operativen Ergebnisses hinaus. Zu diesem Preis hatte sich bei institutionellen Investoren eine breite Zeichnungsbereitschaft abgezeichnet. Dies darf als klarer Hinweis auf ein - nahezu gesichertes - nicht unerhebliches Kurssteigerungspotenzial gelten, das auch Providence winken würde.

Zwar ist das volatile Börsenklima ein Unsicherheitsfaktor. Jedoch wäre aus Investorensicht schon viel gewonnen, wenn ein Börsenneuling seine Wachstumsprognosen erfüllt. Und dafür stehen die Chancen von KDG, die vor allem im deutschen Breitbandmarkt gut positioniert ist, um den Telekomunternehmen Marktanteile abzunehmen, ziemlich gut. Auch der Ertragsfortschritt sollte gesichert sein, nachdem bei den Investitionen die größten Brocken schon erledigt sind. Am Ende könnte die Wette für Providence aufgehen.

Quelle: Börsen-Zeitung

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