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Börsen-Zeitung: Governance am Limit

Archivmeldung vom 17.07.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.07.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mangelhafte Governance-Praktiken bei den Banken haben zur Finanzkrise beigetragen, und die Vergütung von Starbankern hat exzessiven Risiken Vorschub geleistet. Sich darauf zu einigen fällt leicht. Abhilfe zu schaffen ist schwieriger.

Dem britischen Premier Gordon Brown war es ein persönliches Anliegen, auf diesem Minenfeld Flagge zu zeigen; er ließ daher den City-Veteranen David Walker einen unabhängigen Bericht verfassen, aus dem die richtigen Lehren gezogen werden können.

Walkers Vorschläge, die nun in erster Auflage eingetrudelt sind, sollen nach den Vorstellungen der Regierung eine neue internationale Messlatte für Corporate Governance im Bankenbereich abgeben, obwohl sie ganz und gar auf das britische Board-System abgestimmt sind. Selbst im eigenen Land aber wird man es schwer haben, die Empfehlungen sinnvoll umzusetzen. Die Kerngedanken des Walker Review lassen sich zu drei Elementen zusammenfassen: Nichtexekutive Board-Mitglieder sollen den Bankenchefs stärker auf die Finger schauen und in geeigneten Komitees Risikoüberwachungsfunktionen übernehmen. Nicht nur die Vergütung der Managementspitze, sondern auch diejenige der oft noch reicher entlohnten Starbanker und -händler gilt es, transparenter zu machen. Wichtiger noch ist die Forderung nach einem Verzögerungselement bei der Auszahlung von Boni, um die Anreize auf eine längerfristige Performance hinzutrimmen. Um dies zu erreichen, bedarf es unabhängiger, sachkompetenter und durchsetzungsfähiger Board-Mitglieder. Dabei plädiert Walker für Erfahrungsschatz. Die Board-Mitglieder sollen möglichst langgedient sein, der Chief Executive darf zum Chairman avancieren. Schafft man damit jedoch die Unabhängigkeit für eine effektive Verhinderung der Risikospirale? Und wie sorgen Aktionäre für das Bestellen der richtigen Board-Mitglieder?

Walkers gute Ansätze sollen in den britischen Governance-Kodex einfließen, an dessen tatsächlicher Disziplinierungskraft sich nichts ändert. Auch muss man sich darüber im Klaren sein, dass mit Governance-Regeln allein weder Systemrisiken entschärft noch Finanzkrisen verhindert werden können. Der Walker Review ist nur eine Begleitmusik. Um den Banken in Sachen risikoadäquater Vergütung den Marsch zu blasen, sind nicht die Hüter freiwilliger Kodizes, sondern die Bankaufseher gefordert.

Quelle: Börsen-Zeitung

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