Südwest Presse: Kommentar Langzeitarbeitslose Wohnkostenzuschuss
Archivmeldung vom 06.10.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist ein merkwürdiges Schauspiel, das Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement da bietet: Mit großem Getöse kündigt er an, den Kommunen die über drei Milliarden Euro Zuschuss zu den Wohnungskosten von Langzeitarbeitslosen wieder zu streichen. Er zeigt Muskeln an einer Stelle, an der es derzeit überhaupt nicht angebracht ist. Schon wegen der mühsamen Regierungsbildung wird es noch Monate dauern, bis Bundestag und Bundesrat das nötige Gesetz beschließen.
Rein formal erfüllt Clement nur seine Pflicht: Anfang Oktober, also
jetzt, muss überprüft werden, ob die Berechnungen für den Zuschuss
richtig waren. Offensichtlich haben sich Bund und Kommunen aber noch
nicht einmal auf einheitliche Zahlen geeinigt, oder aber jeder
interpretiert sie in seinem Sinn. Es wäre naiv anzunehmen, dass
Städte und Gemeinden die Milliarden kampflos zurückzahlen.
Clements penible Gesetzestreue dürfte ein großes Ablenkungsmanöver
sein. Denn das Arbeitslosengeld II ist für den Bund, vorsichtig
ausgedrückt, ein finanzielles Desaster. Zwar war es im Prinzip
richtig, Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zusammenzulegen. Aber der
Preis ist hoch: Den Bund kostet das vermutlich elf Milliarden Euro
mehr als erwartet. Angesichts der leeren Staatskassen ist das eine
Katastrophe. Da wäre der Wegfall des Zuschusses an die Kommunen
zumindest eine gewisse Entlastung. Wieder einmal zeigt sich, wie
gefährlich Mischfinanzierungen sind.
Quelle: Pressemitteilung Südwest Presse