WAZ: Die Kirche als Betriebswirtin
Archivmeldung vom 02.07.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie kirchlichen Wohlfahrtsverbände beschäftigen zu viele Ein-Euro-Jobber. Sagt der Christdemokrat Karl-Josef Laumann. Damit trifft er den empfindlichsten Nerv von Caritas und Diakonie. Als Wohlfahrtsverbände praktizieren sie Nächstenliebe, doch als Unternehmen müssen sie sparen - und tun dies am Personal. Sie feilschen um Löhne, setzen in Pflegediensten Zeitarbeiter ein und beschäftigen tausende Ein-Euro-Jobber.
Die Arbeitgeberin Kirche hat seit langem ein
Glaubwürdigkeits-Problem. Ihre Bischöfe beklagen den sozialen
Kälteeinbruch in Deutschland, fordern Mindestlöhne und geißeln
gierige Manager. Doch die eigenen Mitarbeiter werden schlechter
bezahlt als in der so grausamen freien Wirtschaft.
Caritas-Mitarbeiter haben jahrelang keine Gehaltserhöhung bekommen.
Nun wurde für 2008 und 2009 der Abschluss des öffentlichen Dienstes
übernommen - und prompt wird geklagt, das sei zuviel.
Hinter all dem stecken ohne Frage edle Motive. Die Kirchen
verlieren Mitglieder und Einnahmen, wollen aber trotzdem nicht
weniger Gutes tun. Doch die Nächstenliebe darf nicht bei ihren
Mitarbeitern aufhören.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Stefan Schulte)