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Westfalenpost: Abgefahren

Archivmeldung vom 08.10.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.10.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Probieren geht bekanntlich über Studieren. Im Fall der überlangen Lkw (Gigaliner) auf deutschen Autobahnen freilich ist jeder weitere Test so überflüssig wie ein Schlagloch auf einer frisch geteerten Straße. Schon nach dem Pilotprojekt im Jahr 2007 wurde eine Einführung der Riesen-Lkw aus Sicherheits-, Umweltschutz- und Kostengründen abgelehnt. Dass Bundesverkehrsminister Ramsauer trotz der nachvollziehbaren Bedenken mehrerer Länder seine abgefahrene Idee nicht zu den Akten legen will, kann nur das Resultat erfolgreicher Lobbyarbeit seitens Fahrzeugherstellern, Verladern und großen Speditionen sein.

Den Minister interessiert es offenbar nicht, dass die ohnehin überfüllten Fernstraßen im Bundesgebiet wahrlich kein Ort für Testfahrten sind. Mehr noch: Wohl wissend, dass der Güterverkehr in Deutschland in den kommenden Jahren deutlich zunehmen wird (Schätzungen gehen von einer Zunahme bis 2025 um 70 Prozent aus), sendet der CSU-Politiker genau das falsche Signal: Anstatt sich kreative Gedanken über die Förderung von Schiene und Wasser als umweltfreundliche Transportwege zu machen, fällt ihm nichts Besseres ein als eine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Straße. So leistet man dem drohenden Verkehrskollaps auf deutschen Autobahnen auch noch Vorschub. Es bedarf keines neuen Feldversuches, um festzustellen, dass die Lang-Lkw die Verkehrssicherheit gefährden können und dass große Geldsummen für Parkplatzerweiterungen, Brücken- und Straßensanierungen aufgebracht werden müssen. Also: Der Zug ist noch nicht abgefahren.

Quelle: Westfalenpost

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