Neues Deutschland: Eine zweite Amtszeit für Köhler?
Archivmeldung vom 22.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDrei Viertel der Deutschen wünschen sich angeblich eine zweite Amtszeit von Bundespräsident Horst Köhler. Wer's glaubt... Ein bisschen mehr oder weniger Sympathie - das ist vermutlich alles, was ein deutsches Staatsoberhaupt je bei seinen Bürgern hinterlassen kann.
Und ob es nun wirklich mutig ist, wenn der Präsident Gesetze, die ihm zur Absegnung vorgelegt werden, misstrauisch beäugt, weil das Amt dies von ihm verlangt und missratene Gesetze allmählich zum Standard deutscher Gesetzgebung zu werden scheinen, sei ebenfalls dahingestellt. Aufschlussreicher ist schon das in wohlgesetzter (Guido Westerwelle) bis gestelzter (Kurt Beck) Rede von politischer Seite über Köhler geäußerte Urteil. Da kommen - außer von Köhler selbst - die Wünsche nach einer zweiten Amtszeit her, nicht vom Dreiviertelbürger. Und dieses Lob sollte eher Befremden wecken. Denn Köhler hat seine Vorgänger allenfalls in einem Punkt übertroffen - in der ungenierten Einmischung durch Ratschläge zum politischen Tagesgeschäft. Dabei handelte es sich häufig genug um Plädoyers für den radikalen Markt. Auch wenn Köhler seine Bekenntnisse ab und an mit einem Lamento über die Folgen dieses Marktes vernebelt - ein Grund ihn zu mögen, ist das nicht. Und die Politiker, die voll des Lobes über ihn sind, auch nicht.
Quelle: Neues Deutschland