WAZ: Eine versteckte Demontage
Archivmeldung vom 02.09.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMichael Ballack bleibt im Amt, Philipp Lahm wird sein Stellvertreter: Was auf den ersten Blick wie die Stärkung des alten Kapitäns der Fußball-Nationalmannschaft aussieht, ist nichts anderes als ein Kompromiss. Und ein fauler obendrein. Bundestrainer Joachim Löw hat Ballack nämlich gleichzeitig signalisiert, dass sich die Bedingungen für seine Rückkehr verschärft haben.
Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira seien nach ihren WM-Auftritten auf Ballacks Position vorerst gesetzt. Löw will Verantwortung künftig auf mehrere Schultern verteilen. Dahinter steckt nicht nur eine Botschaft an Ballack, dessen Führungsstil umstritten war, sondern auch eine Drohung: Ballack soll erkennen, dass es Alternativen gibt; dass die Nationalelf auf ihn nicht angewiesen ist. Dabei setzte noch vor wenigen Monaten das große Jammern ein, als er wegen eines üblen Fouls die WM verpasste. Löw betont, es handele sich hier nicht um eine Demontage. Worum dann? Allein durch die unnötige Verzögerung der Entscheidung schwächte er bereits Ballacks Position. Der muss sich als Kapitän im Wartestand vorkommen wie ein Hund vor der Metzgerei. Wird er deshalb nun grübeln und zurücktreten? Bisher beabsichtigt er zu kämpfen. Es wäre ein Fehler, ihn zu früh abzuschreiben, in Topform bliebe er eine Verstärkung. Auch Löw sollte wissen: Erfahrung ist ein wertvolles Gut.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung