Westfalenpost: Frischer Wind Ulla Schmidt und die Gesundheitskosten
Archivmeldung vom 18.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Vorstoß der alten und neuen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt hat Bewegung in die gesundheitspolitische Debatte gebracht. Wertend ausgedrückt: Es weht wieder ein frischer Wind, nachdem die Großkoalitionäre wegen ihrer unüberbrückbaren Meinungsunterschiede das Minenfeld Gesundheit vertagt haben.
Die Ministerin nimmt es offenbar in Kauf, dass erst ein paar Minen -
möglicherweise auch in ihre Richtung - explodieren müssen, damit der
noch lange Weg zu einem bezahlbaren Gesundheitssystem frei wird. Und
um nichts anderes geht es ihr, wenn sie mit unerschütterlichem
Selbstbewusstsein die deutliche Reduzierung der Zahl der gesetzlichen
Krankenkassen und den Verzicht von Ärzten auf den mehrfachen
Vergütungssatz bei der Behandlung von Privatpatienten anregt - eine
mittlere Revolution. Kampfbegriffe wie Einheits-Medizin oder
Sozialneid, die schon wieder zu hören sind, sind da gänzlich fehl am
Platze. Ebenso wie die Stimmen, die jetzt reflexhaft den Ruin von
Krankenhäusern und Privatpraxen beschwören. Das Fehlen der
Mehrfach-Vergütungen würde allenfalls bestehende Entwicklungen in
diese Richtung beschleunigen.
Dass die Debatte auch die Patienten aufwühlt, liegt am dualen System
von gesetzlicher und privater Krankenversicherung. Die Ärzte werden
vehement bestreiten, Privatversicherte zu bevorzugen, aber die Klagen
darüber häufen sich, seitdem die Vergütungen der gesetzlichen Kassen
sinken. Ob Wartezeiten, Medikamente oder Behandlungsaufwand - der
Ärger vieler Kassenpatienten wächst. Der Vorstoß Ulla Schmidts ist
daher nicht nur ein Beitrag zur Kosten-Dämpfung.
Quelle: Pressemitteilung Westfalenpost