Mittelbayerische Zeitung: Zur Krise bei der Neumarkter Pfleiderer AG
Archivmeldung vom 21.01.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFast eine Milliarde Euro Schulden hat die Pfleiderer AG angehäuft. Wachstum um jeden Preis war offensichtlich die falsche Strategie. Von der Rheinflößerei in Heilbronn stieg das Unternehmen in Neumarkt bis in die 80er-Jahre unter Ernst Herbert Pfleiderer zu einem Marktführer im Bereich Holzwerkstoffe und Verkehrstechnik auf.
Doch von den 11 200 Mitarbeitern, die der Konzern 1997 beschäftigte, sind nur noch 5600 übrig. An der Börse holte man sich 1997 das notwendige Kapital, um neue Geschäftsfelder zu erobern und Wettbewerber aufzukaufen. Um die Jahrtausendwende rettete nur ein Kurswechsel den Konzern vor dem Ruin und Pfleiderer konzentrierte sich wieder auf seine Kernkompetenz. Doch unter dem neuen Vorstandschef Overdiek gab es nur eine Devise: Expansion. Es folgten Übernahmen, der Aufbau von Kapazitäten in den USA und Russland. Leider auf Pump: Als 2008 die Konjunktur einbrach, entpuppte sich Overdiecks Kurs als Holzweg. Über die neue Marschroute wird im März entschieden. Dann endet das Stillhalteabkommen mit den Banken und der Vorstand muss sein Zukunftskonzept vorlegen. Es könnte Insolvenz heißen. Die Tatsache, dass führende Köpfe ihre Aktien abstoßen und der Aufsichtsrat zerfällt, spricht dafür.
Quelle: Mittelbayerische Zeitung