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Börsen-Zeitung: Der Champagner bleibt zu

Archivmeldung vom 27.07.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.07.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Banken-Stresstests, the day(s) after: Die Börsen haben nicht gebockt, die Credit-Märkte nicht gezickt, der vor allem von Zentralbankern und Aufsehern reichlich vergossene Angstschweiß ist getrocknet. Die Erleichterung ist greifbar, von einer Feierstimmung ist allerdings wenig zu spüren. Champagnerflaschen bitte ungeöffnet lassen und diskret in den Eiskübel zurückgeben, denn zum Feiern gibt es keinen Anlass.

Europas Kreditwirtschaft mag aufgrund der nun gezeigten "Ergebnisse", was die Strapazierfähigkeit der Kapitaldecke angeht, gesünder dastehen, als es zumindest Pessimisten erwartet hatten. Das gilt es zu registrieren und im Übrigen sich darauf zu konzentrieren, dass keine neuen ungesunden Erwartungen an Aussagekraft und künftige Rolle von Stresstests geknüpft werden. Ihre Anordnung durch die Staats- und EU-Regierungschefs war eine Verzweiflungstat im Zuge einer verzweifelten Situation am Markt für Euroland-Anleihen, die sich, von diffusen Ängsten getrieben, zu gefährlichen Refinanzierungsengpässen am Interbankenmarkt verdichteten. Die Demonstration "ausreichender" Kernkapitalquoten in Abhängigkeit widriger Konjunktur- und Marktbedingungen im Zeitraum bis 2011 hat herzlich wenig mit dem Risikokalkül zur Einräumung kurzfristiger Geldmarktlinien zu tun. Dass man den Kapitalstress zum Testmaßstab genommen hat, ist einzig der Verlegenheit entsprungen, dass es einen Test in den USA gab, der an den Märkten gut aufgenommen wurde.

Sei es drum. Die Wege zum Investorenvertrauen sind halt verschlungen. Umso wichtiger ist es nun, die willkürliche Methodik der Stresstests und ihre Transparenzwirkung nicht zu einer laufenden Bringschuld hochzustilisieren, an der sich die Erwartungsbildung der Märkte festmachen soll. Gestresste Kapitalquoten sind ein wohl etabliertes bankaufsichtliches Überwachungsinstrument, das keine neue Parallelwelt braucht.

Der wahre Kapitalbedarf von Banken wird von ihrem Geschäftsmodell, Renditezielen und natürlich der Erfüllung regulatorischer Mindestgrenzen diktiert. Die werden im Zuge von Basel III gehörig verschärft und noch genügend Mittelbeschaffungsstress entfachen. Zwingt man die Banken zusätzlich in ein vom jeweils neuesten Marktaufreger gesteuertes Quotenkorsett, das vermeintlichen Kapitalbedarf suggeriert, wird es abenteuerlich.

Quelle: Börsen-Zeitung

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