FT: Kristina Schröder plant staatliche Zuschüsse zur künstlichen Befruchtung
Archivmeldung vom 29.11.2011
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.11.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWenn Politiker ihr Wort halten, verdient das Beachtung. Insofern muss Familienministerin Schröder auch einmal gelobt werden. Selbst hochschwanger, hatte sie versprochen, Paaren zu helfen, die sich ihren Kinderwunsch nicht ohne medizinische Hilfe erfüllen können. Und - christlich gut erzogen - will sie nun Wort halten; auch wenn ihre Parole "Zurück zur Kostenübernahme-Regelung vor 2004" längst schon in den eigenen Reihen kassiert worden ist. Mit Sicherheit wird keine Krankenkasse wieder volle vier Befruchtungs-Versuche bezahlen.
Nun folgt die junge Mutter mit einem neuen Anlauf also der alten fantasielosen Politikerweisheit: "Wenn keiner zahlen will, dann muss es der Steuerzahler tun." Bund und Länder sollen sich an den Therapie-Kosten beteiligen, damit "Kinderwünsche nicht am fehlenden Geld scheitern", findet Schröder. Und damit hat sie grundsätzlich recht: Am fehlenden Geld sollte eine Familiengründung in Deutschland nicht scheitern müssen.
Wer nun aber glaubt, dass die Ministerin ihrer eigenen Einsicht Taten folgen lässt und sich nicht nur um die vergleichsweise wenigen unfreiwillig kinderlosen Paare in Deutschland kümmert, sondern verbesserte Rahmenbedingungen für alle Eltern schaffen will, wird enttäuscht. Themen wie etwa die Vereinfachung des deutschen Sozial- und Transfersystems, eine neue durchdachte Erziehungs- und Bildungsinfrastruktur oder faire Löhne und eine ausreichende soziale Absicherung für junge Leute überlässt die gehorsame Nachwuchspolitikerin allein der dominanten Kollegin von der Leyen.
Es ist an der Zeit, dass Kristina Schröder endlich erwachsen wird, sich den Realitäten ihres Ressorts stellt und die vordringlichen Probleme angeht - für die Kinder, die keine Bildungschancen haben, und die Familien, denen sowohl das Geld, als auch die berufliche Zukunft fehlt. Wenn sie es geschafft hat, diesen Menschen eine Perspektive zu geben und danach noch Geld übrig ist, können wir gern noch einmal über Zuschüsse für künstliche Befruchtungen reden.
Quelle: Flensburger Tageblatt (ots)