Rheinische Post: Das Irak-Fiasko
Archivmeldung vom 20.03.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlZehntausende Iraker sind tot, die höchsten Schätzungen reichen bis zu einer Dreiviertelmillion. Das Land taumelt vier Jahre nach Beginn der Kämpfe am Abgrund eines blutigen Bürgerkrieges. Nur noch 18 Prozent der Bewohner haben Vertrauen in die Ordnungskraft der US-Truppen.
Dagegen fürchten 86 Prozent, dass ein Mitglied ihrer
Familie Opfer von Gewalt werden kann. Die Anschlagsgefahr ist nicht
geringer, sondern größer geworden, nicht nur im Irak, sondern
weltweit. Den US-Steuerzahler kostet der Krieg 275 Millionen Dollar
pro Tag. Das Ansehen Amerikas in der Welt hat einen Tiefpunkt
erreicht. Schlechter kann eine Bilanz eigentlich kaum noch ausfallen.
Auf der Habenseite steht lediglich, dass Saddam Hussein - einer der
skrupellosesten Despoten des späten 20. Jahrhunderts - weg ist.
Die Lektion? Vielleicht ist die wichtigste Lehre des traurigen
Kapitels die von den Grenzen amerikanischer Macht. Die USA, nach dem
Ende des Kalten Krieges die einzig verbliebene Supermacht, allen
anderen militärisch haushoch überlegen, können eben nicht nach
Belieben schalten und walten. Sie brauchen Verbündete, sie brauchen
Europa, sie können die Uno nicht links liegen lassen. Das Scheitern
im Irak, es markiert das Ende amerikanischer Hybris.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post