Rheinische Post: Merkels ruhige Hand
Archivmeldung vom 16.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWar da was? Wer Angela Merkels Auftritt gestern vor der Presse verfolgte, konnte die vorherigen Wahlkampf-Krawalle zwischen CDU und SPD glatt für Halluzinationen halten. So -ruhig und souverän kommentierte Merkel in ihrer Doppelrolle als Regierungs- und Partei-Chefin den hitzigen Streit zum Thema Jugendkriminalität.
Doch die Wahl des Zeitpunkts für ihren öffentlichen Jahresauftakt zeigt, dass die Kanzlerin Gefahr im Verzuge sah. Sie will eine ungehemmte Fortsetzung des Schlagabtauschs verhindern, weil sonst die Arbeit der großen Koalition Schaden nehmen könnte. Und deren Erfolg liegt Merkel erkennbar am Herzen. Also bot sie Entdramatisierung pur. In ihrer Tonlage wirkten die Attacken zwischen CDU und SPD wie ein alltäglicher Meinungsaustausch. Merkels zweite Botschaft war eine Warnung: Die schönen Zeiten mit scheinbar automatisch sinkenden Arbeitslosenzahlen und steigenden Steuereinnahmen gehen dem Ende entgegen. Da kann die ausgabenfreudige Wünsch-dir-was-Politik des Jahres 2007 nicht fortgesetzt werden. Doch das hat in der Koalition noch längst nicht jeder erkannt. Die zweite Halbzeit hält für Merkels Regierung wohl noch einige Unannehmlichkeiten bereit.
Quelle: Rheinische Post (von Stefan Reker)