WAZ: Vertrauen statt Kontrolle
Archivmeldung vom 03.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittHaben Sie auch beim letzten Einkauf demonstrativ an die Decke und dann zur Kassiererin geschaut? Oder nett gemeinte Anspielungen gemacht, die dann doch nicht so gut ankamen? Wundern Sie sich nicht. Denn das traurigste an der Spitzelei im Supermarkt ist, dass für viele Mitarbeiter eine Welt zusammenbricht.
Die allermeisten stellen sich vor ihre Arbeitgeber, trotz des Skandals und trotz mäßiger Bezahlung. Dieses Vertrauen hätten auch sie verdient.
Dass Lidl kein Einzelfall bleiben würde, war absehbar. Edeka und
Plus reagieren ähnlich: Sie zeigen aber auf übereifrige Detektive,
die übers Ziel hinaus geschossen seien. Das Gegenteil ist schwer zu
beweisen. Doch dass Detektive so viel mehr tun als das, wofür sie
bezahlt werden, glaubt nicht jeder. Lidl hat sich nach kurzer
Bedenkzeit bei Mitarbeitern und Kunden entschuldigt. Edeka und Plus
hätten schneller sein können.
Die Frage nach den Konsequenzen müssen Behörden und Gerichte
beantworten. Ein eigenes Datenschutzgesetz für Arbeitnehmer, wie
Seehofer es fordert, ist unnötig. Stasi-Methoden sind in Deutschland
seit ein paar Jahren auch so verboten.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Stefan Schulte)