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Westfalenpost: Südafrika hat eine Chance verdient

Archivmeldung vom 11.06.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.06.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Niemals, so hieß es, werden die Stadien rechtzeitig fertig sein. Nun sind sie fertig.Die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika wird, wenn nicht noch der Himmel einstürzt, heute beginnen.Damit haben viele nicht gerechnet. Es hat von jenem Moment an, in dem der Titelkampf an die Regenbogennation vergeben worden ist, schwere Zweifel gegeben an der Entscheidung.

Es war kein Beschluss aus einer Laune heraus, sondern eine geplante, eine strategische Wahl. Joseph S. Blatter, der Präsident des Weltverbandes, hat Südafrika durchgedrückt. So holt er sich die Stimmen eines ganzen Kontinents.Dass Blatter nun, noch vor dem Anpfiff des Eröffnungsspiels, die Bilanz eines Turniers zog, das noch gar nicht begonnen hatte, ist typisch für den Sonnenkönig und seine Regentschaft: Er hat erklärt, es sei die beste WM aller Zeiten. Damit hat er der Sache keinen Gefallen getan.Denn es ist die erste Fußball-WM auf dem Schwarzen Kontinent und obwohl der Weltverband im großen Stil Finanzmittel an das Kap pumpte, obwohl seine Experten zur Beratung einflogen und das Wissen und die Erfahrungswerte auch von der WM 2006 in Deutschland importiert wurden, wird dieses Mega-Ereignis des internationalen Sports, das zugleich ein Milliardengeschäft ist, von Mängeln und Unzulänglichkeiten behaftet sein.Das ist normal. Südafrika ist nicht Deutschland. Südafrika kann nicht Deutschland sein. Was hierzulande ein Sommermärchen war, gerät auf der südlichen Halbkugel zur Winterveranstaltung. Doch das bedeutet nicht, dass es nicht auch dort mit Herz und Begeisterung gefeiert wird.Südafrika ist eine junge Demokratie. Sie hat eine faire Chance verdient. Wenn nach dem Finale die Bilanz gezogen wird, wenn es um die seriöse Auswertung geht, dann wird die Qualität des Fußballs, der präsentiert worden ist, nicht von Bedeutung sein. Dann wird vielmehr die Antwort auf die Frage aller Fragen entscheiden: Wie verhielt es sich mit der Sicherheit im Land?Hinlänglich sind im Vorfeld Kriminalitätsraten und Mordquoten von den Medien aufgelistet worden. Dabei ist die Verhältnismäßigkeit nicht immer gewahrt worden. Es ist mitunter in Verbindung gesetzt worden, was nicht in Verbindung steht. Und wenn im Laufband eines deutschen Nachrichtensenders, wie gestern geschehen, die Zeile läuft: "Erste Überfälle in Südafrika", dann wird hier bewusst Stimmung gemacht.Die Menschen in Südafrika haben Respekt verdient.

Quelle: Westfalenpost

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