Rheinische Post: Truppe im Zwielicht
Archivmeldung vom 20.03.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDer Prozess um die Rekruten-Misshandlungen in Coesfeld hat nur ein Gutes: sein Zustandekommen. Denn die Verhandlung setzt das deutliche Zeichen, dass solche Vorgänge einer Armee in der Demokratie unwürdig sind und geahndet werden müssen - schon um eventuelle Nachahmer abzuschrecken.
Erfreulicherweise hat die Bundeswehr-Führung nichts
vertuscht, sondern ist mit dem Skandal selbst an die Öffentlichkeit
getreten. Die ersten Aussagen warfen aber kein gutes Licht auf den
Alltag der Truppe: Stromschläge, Tritte, Fesselungen - so geht man
nicht mit Soldaten um, wenn man den Staatsbürger in Uniform ernst
nimmt. Besonders erschreckend war die Naivität der Vorgesetzten: Sie
hätten den Rekruten nur eine spannende Ausbildung anbieten wollen.
Greift hier das gesamtgesellschaftliche Phänomen verrutschter Werte?
Dafür spricht, dass auch die meisten Rekruten die dubiose Aktion
offenbar als "normal" ansahen. Die Bundeswehr hat dagegen reagiert,
entwarf Leitbilder, überarbeitete Vorschriften und Ausbildung.
Wichtiger, so zeigt der Fall, ist die Kontrolle. Die mit Papierkrieg
überlasteteten Offiziere müssen wieder Zeit für ihre Soldaten haben.
Dann könnten die Auswüchse von Coesfeld hässlicher Einzelfall
bleiben.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post