Westdeutsche Zeitung: Deutschland bleibt beim Strompreis Spitze
Archivmeldung vom 02.08.2018
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Freigeschaltet durch André OttDer Satz von Ex-Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) aus dem Jahr 2004 ist längst legendär: "Es bleibt dabei, dass die Förderung erneuerbarer Energien einen durchschnittlichen Haushalt nur rund einen Euro im Monat kostet - so viel wie eine Kugel Eis." Tatsächlich ist Trittins Eiskugel inzwischen zu einem stattlichen Ball angewachsen und kostet etwa 14 Euro. So viel kommt für die EEG-Umlage inzwischen monatlich pro Haushalt zusammen. Was lernen wir daraus?
Erstens: Trittins grobe Fehleinschätzung zeigt, wie erfolgreich der Ökostrom hierzulande gefördert wird. Und zweitens: Dass die Bundesbürger diesen Preis der Energiewende mit erstaunlichem Gleichmut hinnehmen. Immerhin ist der Strom nirgends in der EU so teuer wie hierzulande. Und die Sache wird noch teurer. Denn in die Übertragung und Verteilung der Elektrizität aus Wind, Sonne und Biomasse fließen noch viele Milliarden - die letztlich von uns Stromkunden zu tragen sind. Das wäre leichter zu akzeptieren, wenn beim Ökostrom nicht so viel schief liefe. Tausende Firmen zahlen keine oder eine reduzierte EEG-Umlage, um im Wettbewerb bestehen zu können. Diese Begründung leuchtet ein. Aber die Subvention sollte aus Steuermitteln kommen und nicht den Strompreis für alle anderen nach oben treiben. Ernüchternd ist zudem, dass Deutschland es trotz aller Windräder und Solaranlagen nicht schafft, seine Klimaziele zu erreichen. Nach wie vor liefert bei der Stromerzeugung die besonders klimaschädliche Kohle einen großen Anteil. Und der Verkehrssektor produziert nicht weniger, sondern mehr CO2. Fazit in Sachen Energiewende, Stand heute: ziemlich misslungen.
Trotz dieser miesen Bilanz steht unter dem Strich für viele private Haushalte ein sehr hoher Strompreis. Richtig teuer ist vor allem die Grundversorgung beim örtlichen Anbieter. Wer den Anbieter wechselt, kann pro Jahr viel Geld sparen, im Einzelfall mehrere hundert Euro. Verbraucherschützer raten dazu, dabei Vergleichsportale wie Verivox oder Check 24 in Anspruch zu nehmen. Obwohl sie ihre Dienste kostenlos anbieten, handelt es sich um Unternehmen, die im Wettbewerb miteinander stehen und sich durch Vermittlungsprovisionen oder Werbung finanzieren. Wer bei den Portalen besonders günstig abschneidet, ist aber nicht immer empfehlenswert. So sollten Stromkunden die Finger von Angeboten lassen, die nur gegen Vorkasse gewährt werden. Geht bei den Unternehmen etwas schief, ist das Geld weg.
Quelle: Westdeutsche Zeitung (ots)