Westdeutsche Zeitung: Rad-WM
Archivmeldung vom 29.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittStuttgart ist eine besondere Stadt. Vor allem auch wegen des Sports. Das Publikum ist begeisterungsfähig wie kaum ein zweites, gilt als fachkundig, fair, das Internationale Olympische Komitee zeichnete es bereits mehrfach aus.
Die
Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1993 waren ein Höhepunkt. Wie auch
die Europameisterschaften 1986. Die Fußball-Weltmeisterschaft 2006,
die Handball-Weltmeisterschaft 2007, die Turn-Weltmeisterschaft 2007
- Freude und Begeisterung, wohin man schaute. Auch der deutsche
Fußball-Meister kommt aus dieser Stadt.
In diesen Tagen trägt sich dagegen Ungeheuerliches zu. Ein
offensichtlich Unkundiger wie der Präsident des
Radsport-Weltverbandes namens Pat McQuaid und ein offensichtlich
Überforderter wie der Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer namens
Rudolf Scharping tun alles, um den Ruf der Sportstadt Stuttgart zu
zerstören. Aber auch die Politik in der Landeshauptstadt
Baden-Württembergs versäumte den Zeitpunkt, gegenzusteuern. Die
Doping-Anschuldigungen gegen Scharpings Vize Udo Sprenger sind seit
Monaten bekannt, dass die Unterschrift von Weltmeister Paolo Bettini
unter der erforderlichen Ehrenerklärung fehlt, auch. Erik Zabel ist
ein Dopingsünder und startet trotzdem, weil er ein Intimus von
Scharping ist. Die Radsport-Verbände versprachen den Neuanfang in
einer verseuchten Sportart.
Dabei mussten sie wissen, dass dieses dumme Geschwätz niemand glauben
konnte. Und das alles auf Kosten eines wunderbaren Publikums.
Was in diesen Tagen in Stuttgart passiert, war vorhersehbar, weil
sich eine Sportart dem Lernprozess verweigert. Und weil die
Kommunalpolitik sich als unprofessionell erweist. Den Start von
Dopingverdächtigen per Einstweiliger Verfügung verbieten zu wollen,
verrät keine Sachkenntnis, sondern zeitigt Ratlosigkeit und
Überforderung. Diejenigen, die vorher ihre Konsequenzen zogen und
zurücktraten, bewiesen dagegen, die Zeichen der Zeit richtig
erkannt zu haben. Die Fernsehgewaltigen lenkten ebenfalls ein und
verkürzten die Übertragungszeiten drastisch.
Ein Neuanfang mit den alten Köpfen verbietet sich eben von selbst.
Pat McQuaid und Rudolf Scharping sollten schleunigst zurücktreten,
ehe sie noch mehr Unheil anrichten.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung