Neue OZ: In jeder Sprache der Welt
Archivmeldung vom 17.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMüssen wir uns um Deutsch als Weltsprache des Denkens wirklich Sorgen machen? Mit den Schriften von Kant, Hegel, Marx oder Nietzsche avancierte das Deutsche zu einer gar nicht so geheimen Weltsprache der Philosophie. So gegensätzliche Denker wie Husserl oder Heidegger, Adorno oder Gadamer setzten diese Tradition fort. Und aktuell dürfen die Gesellschaftstheorien von Jürgen Habermas und Niklas Luhmann internationale Ausstrahlung für sich beanspruchen.
Aber geht es dabei um eine nationale Leistungsbilanz? Die Geltung einer Sprache in den Wissenschaften richtet sich nach der Überzeugungskraft der Theorien, die in dieser Sprache artikuliert werden. Die Fragen, die sich für das Philosophieren heute stellen, gehen darüber aber weit hinaus. Welche Reichweite haben Theorien in einer globalen Welt? Wie können Wissenschaftsdiskurs und alltägliches Sprechen neu verknüpft werden? Und welchen Wahrheitsanspruch haben die Diskurse des Internets? Philosophierend klären Menschen Begriffe und mit ihnen ihr gemeinsames Bild von der Welt. Der Bedarf dafür ist derzeit dramatisch hoch. Die Stimme der Philosophie wird also gebraucht - in jeder Sprache der Welt.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung