Lausitzer Rundschau: Zu Russland/Ukraine/Gasstreit: Putins Druckmittel
Archivmeldung vom 31.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs ist dieses ultimative Entweder-Oder, das den Gasstreit zwischen Russland und der Ukraine gefährlich macht: Entweder akzeptiert Kiew drastische Preissteigerungen ab 1. Januar oder Moskau stellt die Lieferungen ein. Ökonomisch betrachtet kann der russische Staatskonzern Gasprom von einem souveränen Land zweifellos Weltmarktpreise für seine Gaslieferungen verlangen.
Da er dies aber
nur von der Ukraine, nicht aber von Weißrussland fordert, ist der
Streit um den kostbaren Rohstoff eben vor allem politisch gefärbt.
Die ukrainische Regierung unter Viktor Juschtschenko gilt dem Kreml
als aufsässig. Sie hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin mit ihrer
orangenen Revolution in die Schranken gewiesen und sich dem Westen
zugewandt. Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko dagegen
steht treu zu Moskau und darf sich deswegen relativ sicher sein, dass
sein Land weiterhin Gas zu Niedrigpreisen erhält. Moskau hat in den
zurückliegenden Monaten nicht nur systematisch seinen Einfluss auf
den russischen Energiesektor ausgebaut. Es setzt Gas und Öl als
Waffen ein und erpresst damit politische Zugeständnisse. Deutschland
und Westeuropa mögen derzeit nicht direkt vom russisch- ukrainischen
Konflikt betroffen sein. Eine Garantie, dass das so bleibt, gibt es
aber nicht. Bislang führen etwa 80 Prozent aller russischen
Gasexporte nach Westeuropa über die Ukraine – und damit über derzeit
nicht gerade sicheres Gebiet. Immerhin droht Kiew damit, die
Leitungen im Notfall anzuzapfen. Solcherart Gefährdung kann die neue
Pipeline durch die Ostsee womöglich ausschließen. Sie kann aber nicht
verhindern, dass ein missgelaunter Putin in Moskau irgendwann mal
auch an diesem Gashahn dreht.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau