Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Live Earth
Archivmeldung vom 09.07.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.07.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDerweil sich alle Welt am »Live Earth«-Tag hinter der Botschaft des ehemaligen US-Vizepräsidenten versammelte und im Zeichen des Klimaschutzes kräftig gegen die globale Erwärmung anfeierte, gab es doch einen, der spektakulär protestierte.
Während des Konzertes im Giants-Stadion von New Jersey bei New York
stahl kurzzeitig ein Kleinflugzeug am Himmel den Stars auf der Bühne
die Show: »Don't Believe Al Gore« - Schenkt Al Gore keinen Glauben -
war auf dem Banner im Schlepp zu lesen, während der unten seine
Botschaft verkündete. Wer hinter dieser Aktion steckte, blieb
zunächst unklar. George W. Bush wird's wohl nicht gewesen sein - wenn
auch die Aussage exakt seiner Meinung entsprechen dürfte - und Gore,
sein einstiger Konkurrent im Kampf um das Präsidentenamt, inzwischen
weitaus beliebter ist als er selbst.
Für den Mann, der bereits mit seinem Film »Eine unbequeme Wahrheit«
um den Zusammenhang von CO2-Ausstoß und globaler Erwärmung aufhorchen
ließ, war das »Live Earth«-Ereignis der bisherige Höhepunkt seiner
Kampagne. Der demokratische Beinahe-Präsident von 2000 - Republikaner
George W. Bush klagte sich, bis heute umstritten, vor Gericht ins Amt
- hat sich danach in der Rolle des Umweltaktivisten und Klima-Warners
gefunden.
Wenn Kritiker nun meinen, das weltumspannende Mammut-Programm gegen
die globale Erwärmung habe eher kontraproduktiv gewirkt, haben sie
sicherlich nicht ganz unrecht. Stars wurden, mit großen oder kleinen
Jets, zu den acht Konzertstadien um die Welt gejagt, Hunderttausende
Zuschauer nahmen mit Autos und anderen Verkehrsmitteln die Fahrt
dorthin auf. Für die Lautsprecheranlagen wurden Millionen Watt Strom
verpulvert. Die TV-Gesellschaften rückten mit Trucks und Sendeanlagen
an und Getränke und sonstige Bewirtung der Leute vor Ort fand zumeist
per Einweg-Geschirr statt - alles nicht gerade der Umwelt förderlich.
Auf der Habenseite allerdings steht letztendlich hoffentlich mehr.
Gute Werbung kommt jedes Unternehmen zunächst teuer. Doch wenn das
Produkt stimmt, dann bringt sie hinterher das X-Fache ein.
Kann es ein besseres Produkt geben, als den Kampf für die
Bewohnbarkeit unseres Planeten? »Der Erfolg oder das Scheitern dieses
Planeten und unseres Daseins hängen davon ab, wer ich bin und was ich
tue«, sagte Initiator Gore vor den 52000 in New Jersey Versammelten.
Er forderte die Menschen auf, Energie zu sparen und sich bei der
eigenen Regierung für eine Reduktion der klimaschädlichen
Treibhausgase einzusetzen, kurzum umweltfreundlicher zu handeln,
»damit die nächste Generation eine gesunde Erde erben kann«. Und wenn
der einsame Flieger vor Ort auch anderer Meinung war: Was Gore da
forderte, das kann einfach nicht falsch sein.
Für viele der zwei Milliarden vor den Bildschirmen dieser Welt stand
sicher das Musikerlebnis im Vordergrund. Doch auch sie hörten die
Worte. Wenn nur einige Millionen sie verstanden haben, ist das schon
ein Gewinn.
Quelle: Pressemitteilung Westfalen-Blatt