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LVZ: Irrgarten Gesundheitssystem

Archivmeldung vom 07.08.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.08.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Da rügt der Bundesrechnungshof die ausufernden Bezüge mancher Krankenkassenvorstände und verlangt eine Obergrenze. Und zugleich schlagen die Ärzte Alarm, weil die schmalbrüstigen Honorare, die eben jene Kassenvorstände für die Mediziner fordern, keine umfassende Vorsorge für Patienten mehr zulassen.

Zwei Meldungen, die streng genommen nichts miteinander zu tun haben. Und doch gehören beide blutdrucksteigernde Nachrichten zusammen, weil sie das ganze Bild vom deutschen Irrgarten namens Gesundheitssystem zeigen. Ein Irrgarten, in dem die Hecken immer höher wuchern und die meisten Beteiligten im bürokratieüberladenen Labyrinth längst den Überblick verloren haben. Dass sich Leistung lohnen muss, ist eine Motivation, die auch den Chefs der 236 verbliebenen Krankenkassen in Deutschland nicht verwehrt werden darf. Wer vernünftig mit den Versichertenbeiträgen wirtschaftet und im Dickicht der Verordnungen und politischen Maßregelungen den besten Pfad für seine Mitglieder freischlägt, der hat sich sein Salär redlich verdient. Gerade an den Schaltstellen über Beitragshöhen und Kassenleistungen sind Top-Manager gefragt. Ein Herz-Kreislauf-schädlicher Aufreger werden die Gehälter der Kassenchefs erst, wenn Lohn und Leistung offensichtlich auseinander klaffen. Oder die Gier das Gewissen besiegt. Wie im Fall eines zu drei Jahren Haft verurteilten Betriebskassenvorstands in Nordhessen. Dieser hatte sich gemeinsam mit einer Vorstandssekretärin das Gehalt durch unberechtigte Prämien glatt verdoppelt und die Kasse so um fast 800000 Euro geprellt. Unterlagen wurden so gefälscht, dass das Paar an manchen Tagen mehr als 24 Stunden gearbeitet haben muss. Von Kontrolle war im BKK-Glaspalast keine Spur - der Chef war in die Machenschaften eingeweiht. Da die Versuchung seit Adam und Eva leider menschlich ist, macht sie auch nicht vor Ärzten halt. Das aktuelle Pokern um höhere Honorare hat allerdings nichts mit persönlicher Maßlosigkeit zu tun. Es geht nicht darum, das Häuschen in der Toskana schneller abzubezahlen, wie Ärztekritiker ätzen. Es geht um die Gefahr einer neuen, verheerenden Sackgasse. Denn ausgerechnet beim zarten Pflänzchen Krankheitsvorbeugung soll jetzt die Heckenschere angesetzt werden. Erst impften Gesundheitspolitiker landauf, landab die Deutschen auf mehr Prävention ein. Nun sollen Hautärzte, Gynäkologen oder Kinder- und Jugendärzte mit einem Drittel weniger Geld Hautkrebs vorbeugen, Schwangere betreuen oder Stress-Symptome beim Nachwuchs rechtzeitig erkennen. Willkommen im deutschen Gesundheits-Irrgarten!

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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