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Westfalenpost: Hessische Chaostage

Archivmeldung vom 08.03.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.03.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Chaostage bei der SPD. Die Standhaftigkeit einer Landtagsabgeordneten lässt Andrea Ypsilantis Traum vom Amt der Ministerpräsidentin platzen, die Sozialdemokraten stehen vor einem Scherbenhaufen. Und dies nicht nur in Hessen. Es ist kaum anzunehmen, dass es Kurt Beck gelingen wird, das zerbrochene Vertrauens-Porzellan schnell wieder zu kitten.

Zu tief sitzten die Stachel des Unmuts und des Ärgers in seiner Partei, die sich am Wahlabend in Hessen noch obenauf wähnte. Eigentlich ist es nicht zu fassen, mit welch hohem Maß an Unprofessionalität es der SPD gelang, aus einem Wahlerfolg(kein Wahlsieg, das sei doch noch einmal festgehalten) eine tiefgehende Krise zu machen. Man konnte doch annehmen, dass zumindest die eigenen Reihen auf Sturmfestig keit überprüft werden, wenn man auf dünnstemEis ein hochriskantes Wahlspiel mit den Linken eingeht. Andrea Ypsilanti, bis gestern Spitzen-Hoffnungsträgerin der SPD, hat in ihrem Machtstreben das politische Handwerk missachtet und muss jetzt dafür büßen. Der berechtigte Wortbruch-Vorwurf schadet der gesamten Partei schon genug, und dass für längere Zeit. Nun kommt noch die Dilletantismus-Feststellung dazu - viel schlimmer konnte es mit den Gesesungsgrüßen für den Parteichef nicht kommen.Er muss aufpassen, dass er nicht selbst vom Ypsilanti-Strudel mit nach unten gerissen wird. Schlechte Partei-Umfragewerte, erschreckend niedrige persönliche Zustimmungsrate bei den Bürgernund schlechte Karten bei der Zurückweisung von Kritikern, die ihm eine gehörige Portion Mitschuld zuseisen: Man darf gespannt sein, wie Beck für sich und die SPD wieder Boden unter den Füßen gewinnen will. Niemand ist in Sicht, der den Nichts-geht-Knotenin Hessen zerschlagen kann. Wird die FDP vielleicht doch noch, sozusagen aus Staatsräson,Koalitionsbereitschaft mit den Grünen erklären? Wenn ja: Welche Farbe wird bestimmend? Doch wieder Schwar z? Große Koalition, unter wem? Neuwahlen können nur der allerletzte Schritt sein, wenn nichts a<nderes mehr geht. Die Parteien machen gute Politik, nur haben die Bürger beim ersten Mal falsch gewählt - so einfach darf man es sich nicht machen. Hessiche Unklar-Verhältnisse werden im Fünf-Parteien-System keine Ausnahme bleiben. Die Parteien sind in der Pflicht, alle Möglichkeiten auszuloten. Allerdings immer unter Berücksichtigung der vor der Wahl gegebenen Versprechungen. Der aufrechten FrauMetzger ist es zu verdanken, dass die Hoffnung auf Ehrlichkeit und Standhaftigkeit in der Politik nicht ganz untergegangen ist.

Quelle: Westfalenpost (von Bodo Zapp)

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