Rheinische Post: Wiener Melange
Archivmeldung vom 09.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittÖsterreichs große Koalition ist nur auf den ersten Blick ein Bündnis politischer Wiedergänger. Die rot-schwarze Koalition von vor sieben Jahren ist nicht mit der von heute zu vergleichen. Alfred Gusenbauer wird zwar Regierungschef, der SPÖ-Vorsitzende hat sich aber um der schieren Macht willen seinem konservativen Vorgänger Wolfgang Schüssel massiv untergeordnet und sozialdemokratische Positionen aufgegeben.
Schüssels Volkspartei besetzt die wesentlichen
Ressorts Außen, Innen, Finanzen, Wirtschaft und Gesundheit. Schüssel
hat während der drei Monate langen Koalitionsverhandlungen ein
Maximum für die ÖVP herausgeholt. Er hat fast alle seine Forderungen
durchgesetzt. Auch wenn er nicht länger die Kanzlerschaft hat, sein
Reformwerk der vergangenen Jahre kann ein roter Kanzler in Wien nicht
gefährden. Das ist ein politisches Husarenstück. Ob Schüssel in die
Regierung eintritt, ist offen. Es macht aber wenig Sinn, dies zu tun,
denn er würde sich im täglichen Hickhack nur demontieren.
Gusenbauers größter Gegner ist daher nicht die ÖVP, sondern die
eigene Partei, die mit diesen angelegten Daumenschrauben nicht lange
leben kann. Eine Minderheitsregierung mit baldiger Neuwahl erscheint
manchem Genossen als bessere Alternative.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post