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Börsen-Zeitung: Langer Weg für Siemens, Kommentar von Michael Flämig zur Aufsichtsratssitzung über die jüngste Geschichte des Siemens-Konzerns

Archivmeldung vom 12.12.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.12.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Jens Brehl

Die Aufsichtsratssitzung am Montag wird in die Siemens-Geschichte eingehen. Die Kontrolleure trafen sich schließlich nicht nur, um über ein paar vermutete Korruptionsfälle zu diskutieren. Dies wäre zwar schon spannend genug gewesen. Aber bei der Montagssitzung stand implizit die gesamte jüngere Geschichte des Konzerns zur Diskussion und Bewertung, die großteils in die Ära des früheren Vorstandschefs Heinrich v. Pierer fällt - der heute dem Aufsichtsrat vorsteht.

Dementsprechend kulminierte vor der Sitzung nicht nur die öffentliche Aufmerksamkeit, sondern auch die internen Spannungen trieben einem Spitzenwert zu.

Das Ergebnis mag angesichts des Erwartungsdrucks unspektakulär erscheinen. Die härteste symbolhafte Handlung ist ausgeblieben: Einen Rücktritt hat es nicht gegeben. Das ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch gut so. Denn mit personellen Konsequenzen an der Spitze hätte Siemens zwar in der Öffentlichkeit punkten können. In der Sache wäre aber nichts gewonnen gewesen. Vor der Übernahme von Verantwortung muss erst einmal der Sachstand geklärt werden.

In dieser Frage hat der Aufsichtsrat das Heft des Handelns in die Hand genommen. Die US-Anwälte von Debevoise & Plimpton berichten direkt an die Kontrolleure. Endlich ist die Aufklärung an der richtigen Stelle angesiedelt, die interne Task Force spielt nur die Rolle eines Zuarbeiters. Wichtig ist dabei, dass die Juristen ihre Untersuchung "unabhängig und umfänglich" durchführen dürfen. Sie müssen sich nicht aufs Aktenstudium begrenzen, sondern können aktiv Sachverhalte aufklären. Dabei werden sie von Experten für Wirtschaftskriminalität unterstützt.

Schnelle Erfolge sind trotzdem unwahrscheinlich. Der Apparat muss erst auf Touren kommen. Dies ist schmerzhaft angesichts der Tatsache, dass im Kampf gegen den Imageschaden jeder Tag zählt. Letztlich ist es aber wichtiger, dass die Unkultur in einigen Siemens-Bereichen in eine Unternehmenskultur verwandelt werden kann. Eine solche Transformation ist ein langer Weg, für den man Durchhaltevermögen braucht. Dabei spielen die externen Fachleute eine ähnliche Rolle wie die Margenziele, auf die Vorstandschef Klaus Kleinfeld die Bereiche für das Frühjahr 2007 verpflichtet hat: Beide sorgen jeweils für die notwendige Fokussierung, damit der Konzern sein Ziel nicht aus den Augen verliert.

Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung

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