Westdeutsche Zeitung: Debatte um Lohnerhöhungen
Archivmeldung vom 06.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn der anstehenden Tarifrunde gibt es für alle einen kräftigeren Schluck aus der Lohnpulle. Soviel steht bereits heute fest. Mit den 1,6 Prozent Plus im Durchschnitt vom Vorjahr ist es nicht mehr getan. Unter den Gewerkschaftern kursieren bereits Forderungen von 5 bis 7 Prozent. Knapp die Hälfte davon könnte dann auf den Lohnzetteln stehen.
Den Tarif-Reigen eröffnet diesmal die
Chemie, eine florierende Schlüsselbranche, bei der es 2,7 Prozent
Lohnplus und 1,2 Prozent Einmalzulage aus dem Vorabschluss zu toppen
gilt.
Eröffnet haben die Debatte über höhere Lohnabschlüsse diesmal die
beiden Volksparteien SPD und CDU. Das ist ungewohnt und durchsichtig.
Beide wollen sich dem Wahlvolk als Weihnachtsmann präsentieren, der
Geschenke bringt - zumal sie die Parteien nichts kosten. Die Politik
sollte sich aber strikt aus Lohndiskussionen heraushalten. Die
bestehende Tarifautonomie hat sich bewährt. Das gilt im Grunde auch
für den nach 40 Jahren Diskussion erneut aus der Schublade geholten
Investivlohn - ein alter Ladenhüter. Weder Arbeitgeber noch
Gewerkschaften wollen ihn. Für die Beteiligung von Arbeitnehmern am
Gewinn, was der Investivlohn vorrangig gar nicht leistet, gibt es
inzwischen elegantere Lösungen. Zum Schließen der wachsenden Kluft
zwischen Kapital und Arbeit taugt dieser Lohn ohnehin nichts - das
würde Jahrhunderte dauern. Und das Risiko, zum Arbeitsplatz gleich
noch die Rente zu verlieren, bleibt zu groß.
Im Mittelpunkt der aktuellen Lohnrunde sollten also intelligente Lösungen stehen. Ein probates Mittel sind Einmalzahlungen, die gleichzeitig ausgehandelte Lohnprozente nicht für alle Zukunft festklopfen. Die Einmalbeträge könnten diesmal in Boom-Branchen wie dem Maschinenbau üppig ausfallen. Zusätzlich dürfte es 2,5 bis 3 Prozent Lohnplus geben.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung