Neues Deutschland: zum Wahlausgang in Serbien
Archivmeldung vom 05.02.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAngeblich hatte Serbien am Sonntag die Wahl zwischen Europa und Isolation. Wobei letztere mit einer engeren Bindung an Russland gleichgesetzt wurde. Jetzt ist der Jubel groß, dass die Serben sich - knapp - für »Europa« entschieden haben.
"Das war ein Sieg für die Demokratie", freut sich EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Merke: Demokratie ist, wenn Drohungen und Versprechungen aus Brüssel ihre Wirkung tun, Isolation dagegen, wenn sich ein Staat dem "strategischen Partner" der EU nähert - als solcher gilt Russland immerhin laut politischen Sonntagsreden. Das Ziel des "europäischen Weges" bleibt jedoch absichtsvoll im Nebel. Eine klare EU-Beitrittsperspektive hat Serbien nicht. Freihandel und Reiseerleichterungen wurden den Serben als Köder hingeworfen, weil Washington und Brüssel endlich die völkerrechtswidrige Abspaltung der Provinz Kosovo durchziehen wollen. Vom "prowestlichen" Boris Tadic erwarten sie keinen größeren Widerstand dagegen, mag der auch tönen, er werde die "Landsleute in Kosovo niemals fallen lassen" und "Respekt" für Serbien fordern. Seine Paten in USA und EU stimmen derweil mit den Albanern in Pristina gerade den Termin für deren einseitige Separation ab. Die serbische Gesellschaft wird sich ins "Unvermeidliche" schicken müssen. Aber sie wird tief gespalten bleiben, und vergessen wird sie's "Europa" auch nicht.
Quelle: Neues Deutschland