Westfälische Rundschau: Kommentar zur Forbes Liste
Archivmeldung vom 10.03.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMan kann einiges lernen aus der "Forbes"-Liste der reichsten Menschen dieser Welt. Dass sich herrlich träumen lässt bei dem Gedanken, in Geld zu schwimmen. Dass die Globalisierung tatsächlich zu immer größerem Wohlstand führt. Oder eben auch, dass dieser Wohlstand weltweit zunehmend ungleich verteilt wird.
Immer mehr Geld jedenfalls wandert ostwärts. Im vergangenen Jahr
hat sich die Zahl der Superreichen aus Russland, Indien und China
mehr als verdoppelt. Wenn "Forbes" richtig geschätzt hat, verfügen
109 Menschen aus diesen Ländern über ein Vermögen von insgesamt 382,4
Milliarden Euro. Nur zum Vergleich: Der deutsche Bundeshaushalt
belief sich 2006 auf 262 Milliarden, davon waren fast 80 Milliarden
gepumpt oder mussten an Gläubiger zurückbezahlt werden.
Die Entstehung und die Verteilung des Reichtums ist dabei keine
Systemfrage mehr. Die Milliardäre sprießen gleichmaßen in einer
kommunistischen, einer halbwegs demokratischen und einer von
Oligarchen dominierten Gesellschaft. Allen drei Nationen gemein ist
eine extreme Spreizung des Vermögens - unvorstellbarer Reichtum
existiert dort neben ebenso unvorstellbarem Elend.
So widerlegen 109 Menschen durch ihre schiere Existenz gleich
zwei sehr verbreitete Fehlurteile über die Globalisierung: Weder
führt der globale Markt selbst zu einer, wenn schon nicht gerechten,
so doch sozial verträglichen Verteilung des Wohlstands. Noch verfügen
einzelne Staaten im 21. Jahrhundert über wirklich effiziente Mittel,
um an dem auf Kosten globaler Ressourcen erwirtschafteten Vermögen
teilzuhaben.
Wer also über Gerechtigkeit reden will, sollte sich nicht mit Neidkomplexen oder versponnenen Revolutionstheorien aufhalten. Die Liste der Superreichen ist vielmehr ein Plädoyer für eine entschiedene politische Integration Europas. Wenn die Europäer sich keinen gemeinsamen Ordnungsrahmen setzen, bestimmt ihn demnächst eben ein chinesischer Investmentprofi. Und wir wundern uns, woher er das viele Geld dazu hat.
Quelle: Pressemitteilung Westfälische Rundschau