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Neue Westfälische (Bielefeld): Moralkeule ist nicht angebracht

Archivmeldung vom 10.03.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.03.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Endlich will die Europäische Union eine neue Richtung im Umgang mit den Nachbarn am Mittelmeer einschlagen. Viel zu lange haben vor allem wirtschaftliche Interessen und Angst vor Einwanderung das Verhalten Europas bestimmt. Öl aus den Mittelmeerländern war willkommen, Menschen nicht.

Darum, dass der Rohstoff floss und Flüchtlinge zurückblieben, sorgten sich Leute wie Libyens Muammar al-Gaddafi. Nun will die EU die Länder Nordafrikas mit Geld zur politischen Öffnung drängen. Das ist richtig - allerdings muss Europa aufpassen, dass es sich dabei moralisch nicht verhebt. Zwar können Handel und Austausch auch mit fragwürdigen Regierungen angebracht sein. Wer dubiose Regimes isoliert, gibt auch jede Möglichkeit der Einflussnahme auf. Doch Europas Beziehungen zu den Machthabern des südlichen Mittelmeers gingen weit über das wünschenswerte Maß hinaus. Wer lange Jahre mit Diktatoren gekuschelt hat, sollte mit Ratschlägen zur Demokratie-Bildung zurückhaltend sein.. Die Länder Europas müssen nicht nur den Nachbarn im Süden stärker auf die Finger schauen. Sie müssen auch nach innen blicken - und im Namen der Demokratie ebenfalls auf Geschäfte mit Folter-Regimes verzichten. Und zwar nicht erst, wenn die sich im Umsturz befinden.

Quelle: Neue Westfälische

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