Westdeutsche Zeitung: Vorsätze für 2007
Archivmeldung vom 30.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer beste Vorsatz für das neue Jahr ist, keine unrealistischen Vorsätze zu fassen. Wer zum x-ten Mal mit dem Rauchen aufgehört hat oder seine ungesunden Essgewohnheiten umstellen wollte, weiß davon ein Lied zu singen. Mit nichts kann man sich die gute Laune mehr verderben, als seine eigenen Erwartungen herunterschrauben zu müssen.
Gehen wir also bescheiden in das neue Jahr und überfrachten auch
die Politik nicht mit überzogenen Erwartungen. Es läuft schließlich
trotz mäßiger politischer Begleitung ganz gut. Soviel Optimismus wie
heute in Deutschland gab es zu Silvester jedenfalls schon lange nicht
mehr: Der Export boomt verlässlich, und endlich zieht auch die
Inlandsnachfrage an. Die Unternehmen investieren nicht nur wieder -
sie schaffen auch neue Arbeitsplätze, wodurch die Zahl der
Arbeitslosen spürbar sinkt.
Das Schönste ist, dass selbst die Erhöhung der Mehrwertsteuer
diesen positiven Lauf nicht ausbremsen wird. Alle Wirtschaftsforscher
erwarten allenfalls für das erste Quartal 2007 eine kleine
Konjunkturdelle, die aber schnell überwunden sein wird. Was ist der
Grund für diese Zuversicht? Diesen Aufschwung hat nicht die Politik
ermöglicht. Unternehmen und Arbeitnehmer haben ihn selbst geschaffen.
Jenseits aller Heuschreckendebatten und der skandalumwitterten
Fehlentwicklungen bei Benq, Siemens, Volkswagen und Co. haben die
Firmen hart an ihrer Wettbewerbsfähigkeit gearbeitet. Und die
Arbeitnehmer, ihre Betriebsräte und auch manche Gewerkschaften haben
durch Reallohnverzicht und gesteigerte Flexibilität entscheidend
daran mitgewirkt. Schon schaut unser weniger beweglicher Nachbar
Frankreich mit Argusaugen darauf, dass Deutschland in puncto
Wettbewerbsfähigkeit davon geeilt ist.
Was also braucht es, um die Fahrt noch zu beschleunigen? Von der Politik sollten wir erwarten, dass sie wenigstens die Produktion von Dummheiten zurückfährt. Im besten Falle traut sie sich, den hohen Anteil der Staatsquote am Bruttosozialprodukt zu Gunsten von Forschung und Bildung umzuschichten. Die Unternehmen dürfen sich die Früchte des Aufschwungs nicht ohne ihre Beschäftigten einverleiben. In prosperierenden Branchen sind Nettolohnerhöhungen angezeigt. In anderen Zweigen dagegen werden die Mitarbeiter weiterhin ihren Beitrag zur Verbesserung der Konkurrenzfähigkeit leisten müssen. Wenn wir erkennen, dass man den Erfolg nicht wählen kann, sondern dass wir ihn uns weiter erarbeiten müssen, dann wird es auch ein gutes neues Jahr.
Quelle: Pressemitteilung Westdeutsche Zeitung