Neue Westfälische (Bielefeld): Deutsche Wirtschaft in Partylaune
Archivmeldung vom 24.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Diskrepanz kann größer nicht sein: Während die deutsche Wirtschaft so gut gelaunt ist wie seit der Vereinigung nicht mehr und über volle Auftragsbücher, wachsende Exporte und selbst ein kleines Jobwunder frohlockt, schrillen in den USA die Alarmglocken. Pessimisten fürchten nach dem kurzfristigen Aufschwung in Amerika, der vor allem dazu diente, die Lager wieder aufzufüllen, eine Deflation.
Diese Angst mag angesichts eines prognostizierten Wirtschaftswachstums von immerhin noch zwei Prozent übertrieben sein. Doch um den riesigen Schuldenberg abzutragen, würde nicht mal ein zweistelliges Wachstum ausreichen, wie selbst die Budget-Kommission in Washington einräumte. Dabei fordern US-Ökonomen längst von Präsident Barack Obama, noch weitere Schulden aufzutürmen, um die Konjunktur wieder anzuheizen und die hohe Arbeitslosenquote von zehn Prozent abzubauen. Es spricht Bände, wenn ausgerechnet der mächtige US-Notenbank-Präsident Bernd Bernanke am Wochenende nach Europa reist, um mit Hilfe seiner europäischen Kollegen nach Antworten auf die Schuldenfrage zu suchen. Die weltweite Krise ist noch nicht vorbei. Auch Japan hat sein Schuldenproblem nicht gelöst. Der deutschen Partylaune könnte noch ein böser Kater folgen.
Quelle: Neue Westfälische