Südwest Presse: Kommentar zur neuen Cyber-Strategie
Archivmeldung vom 21.04.2017
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Freigeschaltet durch André OttDas Internet ist für uns Neuland. Dem einstigen Geständnis der Kanzlerin bleibt der unter ihrem Vorsitz tagende Bundessicherheitsrat treu, wenn er den Weg für Cyber-Gegenschläge bereitet. Mag sich eine Rechtsgrundlage noch vergleichsweise einfach basteln lassen, birgt die Kehrtwende von der bisher defensiv ausgerichteten Cyber-Strategie hin zum aktiven Zerstören der IT-Infrastruktur eines Angreifers unkalkulierbare Risiken. Die Gefahr als solche ist real.
Jeden Tag zählen Bundeswehr und Bundesbehörden mehrere tausend Attacken aus dem Netz. Doch das präsentierte Szenario, während eines laufenden Angriffs den Urheber zu identifizieren und umgehend dessen Server lahmzulegen, entspringt eher dem Wunsch, an allen Fronten wehrhaft zu sein als einer vorsichtigen Einschätzung der Möglichkeiten. Spuren lassen sich im Netz verschleiern oder falsch legen wie sonst nirgendwo.
Die Erfahrung aus früheren Cyberangriffen lehrt, dass es größte Schwierigkeiten bereitet, einen Angriff sicher einem bestimmten Akteur zuzuordnen - selbst im Nachhinein, erst recht in Echtzeit. Um zurückhacken zu können, bedarf es der Kenntnis existierender, aber nicht allgemein bekannter Sicherheitslücken in Hard- und Software.
Um als Waffe zu dienen, müssen solche Lücken den Herstellern verschwiegen werden und bleiben deshalb offen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie von Kriminellen entdeckt und genutzt werden. Was zweifelhafte Sicherheit für wenige schaffen soll, bringt daher Unsicherheit für alle IT-Nutzer. Denn schnell ziehen und noch schneller schießen - das funktioniert nur in Angela Merkels
Quelle: Südwest Presse (ots)